Wiederholt stabile Luftdruckstrukturen lassen den Sommer 2018 durchstarten. Die Sommerwärme ist dabei durch die Sonneneinstrahlung überwiegend "Haus gemacht". Auch mittelfristig lässt er die Bürgen schwitzen. Typische Hitzewellen über 35 Grad fehlen jedoch dem diesjährigen Sommer bisher.
Gefühlt startete der Sommer 2018 schon im April seine Eroberungstour, als die Temperaturen zur Monatsmitte regional erstmals für einen längeren Zeitraum die 25-Grad-Marke überschritten. So richtig Fahrt nahm er dann in der letzten Maidekade auf. Es folgten bis Mitte Juni von Südwesten und Westen ausgreifend in vielen Regionen 10 bis 20 Sommertage am Stück. Nach kurzer Schwächephase in der zweiten Junihälfte, in der aber auch nur selten kühlere Temperaturen unter 20 Grad erreicht wurden, begaben sich die Temperaturen zum Juniende wieder auf Klettertour. Seitdem hält der Sommer den deutschen Raum nahezu uneingeschränkt seine Treue. Insgesamt gab es zur offiziellen Halbzeitpause des meteorologischen Sommers (~16. Juli) bis auf wenige "Gallische Dörfer" verbreitet schon überdurchschnittlich viele Sommertage. Während im vieljährigen Mittel (1961-1990) in Frankfurt an 41,4 Tagen Temperaturen über 25 Grad erreicht werden, wurde diese Temperaturmarke bis zum 18. Juli 2018 schon an 48 Tagen überschritten. Ähnlich sieht es in Köln oder Potsdam aus, wo 39 bzw. 43 Sommertage bisher in 2018 einem Mittel von 33,8 bzw. 37,6 Tagen gegenüberstehen. Derzeit noch eine unterdurchschnittliche Anzahl an Sommertagen findet man im äußersten Norden oder aber im Umfeld der Neiße. Geht dem Sommer auch im weiteren Verlauf nicht die Puste aus, könnte dem Sommer 2018 zumindest was die Anzahl der Sommertage betrifft ein Platz auf dem Siegertreppchen winken. Ob er auch den "Supersommer 2003" diesbezüglich gefährden kann, wird sich zeigen. Mit Blick auf die "Heißen Tage", also Tage mit Temperaturen über 30 Grad, kommt der Sommer derzeit noch nicht überall überdurchschnittlich daher. Vor allem im Westen und Süden hat er in diesem Zusammenhang noch etwas Nachholbedarf. Allerdings hat der Sommer 2018 auch noch genügend Zeit in diesen Regionen das kleine Defizit aufzuholen. Im Norden und in Teilen Ostdeutschlands sieht es dagegen schon anders aus. Im Vergleich zum vieljährigen Mittel wurden dort teilweise schon doppelt so viele heiße Tage wie im Mittel der Periode 1961-1990 registriert (Bremen: Mittel 3,5; aktuell 6).
Die sommerlichen Temperaturen lassen sich zumindest in Teilen mit der vorherrschenden Großwetterlage erklären. Schon im Mai waren typische Westlagen, also zonale Strömungen, die uns nur mäßig warme bis warme Atlantikluft nach Deutschland bringen, nicht existent. Nahezu der gesamte Monat war von meridionalen (Nord-Süd ausgerichtete) Wetterlagen geprägt. Allerdings kam die Luft dabei häufig nicht aus dem Süden Europas nach Deutschland, sondern wehte aus Norden oder Nordosten ins Land. Die Sommerwärme ist dabei meist nicht auf advehierte Warmluft zurückzuführen, sondern ist in den meisten Fällen durch stabile Wetterlagen und die entsprechend über einen längeren Zeitraum hinweg einstrahlende Sonne "Haus gemacht". Im Juni sah das nur wenig anders aus. Bis auf eine Periode zur Monatsmitte, in der sich kurzfristig mal eine Westlage einstellen konnte, dominierten ebenfalls meridionale Strukturen, die Nordseeluft nach Deutschland führten.
Regen fiel dabei in den letzten 4 Wochen (4W) überwiegend nur als Folge von teils kräftigen Gewittern. Daher sind die Niederschlagsmengen bis auf wenige Ausnahmen sehr ungleichmäßig verteilt. Regionen mit signifikanten Regenmengen über 40 l/m²/4W stehen Regionen unter 10 l/m²/4W in direkter Nachbarschaft gegenüber. Ausnahmen bilden der äußere Osten sowie Südosten. Dort sorgten zeitweise Aufgleitniederschläge samt gewittrigen Verstärkung teilweise für Regensummen über 125 l/m²/4W. Während durch die Niederschläge östlich der Elbe dort die größte Trockenheit etwas getilgt werden konnte, sieht es im Nordteil von Thüringen bis ins nördliche Sachsen-Anhalt eher mau aus. Schon von Mitte Mai bis Mitte Juni fielen dort nur 5 bis 40 l/m²/4W. Von Mitte Juni bis Mitte Juli kamen dann auch nur 1 bis 10 l/m²/4W hinzu. Ansonsten sind auch im Nordwesten Deutschlands in den letzten 8 Wochen vergleichsweise nur geringe Regenmengen zu verzeichnen. Dagegen kam die sommerliche Witterung in Bayern an vielen Tagen eher unbeständig daher.
Auch derzeit wird das Wetter in Deutschland zunehmend von einem Sonnenhoch geprägt, das auf den Namen "Gottfried" getauft wurde. Dieses liegt am heutigen Mittwoch in der westlichen Nordsee und verlagert sich in den nächsten Tagen nur sehr langsam nach Osten. In weiten Teilen des Landes scheint dabei wieder nahezu ungestört die Sonne. Lediglich an den Alpen und im Schwarzwald sowie in der Alb ist noch ausreichend Feuchte in der Luft vorhanden, sodass dort ein geringes Gewitterrisiko besteht.
Wirklich überall kann sich das sonnige Sommerwetter aber nicht durchsetzen! Vor allem im Osten ist nämlich noch Tief "Halina" im Spiel. Es liegt zwar mit Kern schon nördlich des Schwarzen Meeres und somit weit entfernt, doch sein Einfluss reicht über Polen hinweg bis nach Deutschland. Etwa entlang von Oder und Neiße trennt schließlich eine Luftmassengrenze die feuchtewarme Luft im Osten von der trockeneren Luft über Deutschland. In der besagten Grenzregion regnet es länger schauerartig verstärkt. Vereinzelt ist auch Starkregen mit Mengen über 20 l/m² in 6 Stunden zu erwarten. Dieser klingt unter stetiger Abschwächung bis Donnerstagabend komplett ab, sodass ab Freitag Hoch "Gottfried" vorübergehend auch dem äußersten Osten die Sonne zurückbringt.
Doch so richtig lange kann sich "Gottfried" nicht auswirken. Da er auf seiner allmählichen Wanderung in die westliche Ostsee an Kraft und somit an Einfluss verliert, können sich schon ab Freitag im Süden und Südwesten unter Zufuhr feuchtwarmer Luft flache kleinräumige Tiefdruckgebiete ans Werk machen und das Wetter unbeständiger gestalten. Unterstützt von den Strukturen in höheren Luftschichten produzieren die Tiefs einen Impuls für aufsteigende Luftbewegungen, sodass sich hochreichende Wolken auftürmen und wiederholt kräftige Schauer und Gewitter auftreten können. Vor allem am Samstag kracht und regnet es dann vielerorts mal kräftig. Doch typisch für konvektive Ereignisse gilt weiter: Es trifft nicht jeden Ort.
Die Temperaturen bleiben bis Freitag erneut hochsommerlich warm bis heiß. Auch die vorübergehend geringe Abkühlung durch die Niederschläge am Wochenende kann dem Sommer nichts ausmachen. Denn schon zur neuen Woche kündigt sich ein erneuter Vorstoß des Azorenhochs bis nach Deutschland an, sodass nach derzeitigem Wissen bei zunehmenden Sonnenanteilen auch die Temperaturen erneut auf ein hochsommerliches Niveau zwischen 25 und 32 Grad ansteigen werden. Der Sommer bleibt also weiter auf Kurs!
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 18.07.2018