Synoptische Übersicht - Mittelfrist

ausgegeben am Dienstag, den 19.03.2024 um 10.30 UTC



Am Wochenende kühle Troglage mit Schnee in höheren Lagen, aber außer Sturmböen in Gipfellagen und gebietsweise Dauerregen kaum markante Wettergefahren. Danach unsichere Entwicklung, aber eher unbeständig.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 26.03.2024

Das milde Frühlingswetter geht Richtung Wochenende erst einmal zu Ende. Aber ein später "Wintereinbruch" ist auch nicht in Sicht, sondern irgendwas dazwischen. Abwechslung ist also geboten, markante Wettererscheinungen halten sich aber in Grenzen. Typisch März halt. Doch nun zur Entwicklung im Detail:

Der Mittelfristzeitraum beginnt mit dem Freitag, und der Tag markiert auch gleichzeitig den Übergang zur bereits weiter oben apostrophierten Troglage. Dabei befindet sich ein hochreichendes und zentralsteuerndes Tiefdruckgebiet über dem Seegebiet knapp östlich von Island. Der von ihm ausgehende Höhentrog überquert im Tagesverlauf die Britischen Inseln und greift in der Nacht zum Sonntag auf die Nordsee über. Das korrespondierende Sturmtief im Bodenfeld zieht über die Norwegische See südostwärts und erreicht Samstagfrüh mit einem Kerndruck von knapp unter 980 hPa das Seegebiet westlich von Kap Svinöy. Dessen Kaltfront greift am Freitagmittag auf Nordwestdeutschland über, kommt aber aufgrund von Wellenbildung - die von den Modellen noch mit größeren Differenzen simuliert wird - nur langsam südwärts voran. Rückseitig wird die am Freitag noch wirksame sehr milde Luftmasse aus Südwesteuropa (T850 hPa in der Mitte und im Süden zwischen 5 und 9 Grad) durch maritim erwärmte Polarluft (T850 hPa in der Nacht zum Samstag über Nordwestdeutschland um -3 Grad) ersetzt. Außer einzelnen Sturmböen in Gipfellagen und - je nach Wellentiefentwicklung entlang der Front - gebietsweise auftretendem Dauerregen sind wohl keine weiteren markanten Wettererscheinungen zu erwarten.

Am Samstag greift der mit mehreren kurzwelligen Randtrögen ausgestattete Höhentrog von der Nordsee he allmählich auf Mitteleuropa über, der östlichste Randtrog erreicht gegen Abend mit -30 Grad in 500 hPa auf Nordwestdeutschland über. Das zugehörige Zentraltief füllt sich langsam auf und verlagert sich zögernd südwärts, in der Nacht zum Sonntag erreicht es die nördliche bzw. mittlere Nordsee. Das Wellentief entlang der Kaltfront zieht Richtung Baltikum, die Front selbst erreicht bereits am Nachmittag die Alpen, so dass das ganze Land von maritimer Polarluft mit -2 bis -5 Grad in 850 hPa geflutet wird, vor allem mit Annäherung eines weiteren Bodentroges, der morgens Westdeutschland erreicht. Nach Abzug der frontalen Niederschläge, die unmittelbar postfrontal in höheren Lagen in Schnee übergehen, und einer kurzen Wetterberuhigung ("postfrontales Absinken") folgen Regen- und Graupelschauer, auch kurze Gewitter sind möglich, vor allem ab spätnachmittags und abends in der West- und Nordhälfte. Im Bergland, ab etwa 400 bis 800 m, fallen die Schauer auch als Schnee. Zwar weht der Wind durchaus lebhaft aus westlichen Richtungen, markante Böen gibt es aber wohl lediglich in den Gipfellagen der Mittelgebirge und Alpen. Sollte es in der Nacht zum Sonntag irgendwo länger auflockern, kann es auch leichten Frost geben.

Am Sonntag und in der Nacht um Montag überqueren der nach wie vor in mehrere kurzwellige Anteile aufgesplittete Höhentrog sowie der unmittelbar vorgeschaltete Bodentrog das Vorhersagegebiet allmählich ostwärts, wobei er an Wellenlänge einbüßt, da von Nordwesten her ein Höhenkeil folgt, der Sonntagfrüh Frankreich und die westliche Nordsee erreicht. In labil geschichteter Höhenkaltluft (-31 bis -34 Grad in 500 hPa, -2 bis -5 Grad in 850 hPa) treten vor allem mit durchschwenkendem Bodentrog zahlreiche Regen- und Graupelschauer, oberhalb von etwa 400 bis 700 m auch Schneeschauer auf, kurze Gewitter sind ebenfalls recht wahrscheinlich. Die Neuschneemengen im höheren Bergland bleiben aber wohl relativ gering, lediglich im Alpenstau könnte es in der Nacht zum Montag eventuell mal kräftiger schneien. Es bleibt vor allem tagsüber und in der Südwesthälfte windig, markante Böen aus West bis Nordwest treten aber höchstens in den Gipfellage auf. Frost gibt es in der Nacht zum Montag lediglich im Bergland.

Am Montag überquert der Höhenkeil nach Lesart des IFS das Vorhersagegebiet allmählich ostwärts, gefolgt von einem weiteren kurzwelligen Höhentrog, der Dienstagfrüh bereits auf die Südwesthälfte Deutschlands übergreift. Somit stellt sich kaum eine Wetterberuhigung ein. Zwar wird das Vorhersagegebiet im Tagesverlauf von einem flachen Hochkeil passiert, innerhalb der nach wie vor labil geschichteten Luftmasse entwickeln sich aber noch einzelne Schauer und nur vorübergehend kann auch mal die Sonne durchkommen, am ehesten am Nachmittag und Abend. Nachts erreicht dann das mit dem Kurzwelligen Höhentrog korrespondierende Bodentief die Nordsee und dessen Frontensystem greift von Westen her mit schauerartigen Regenfällen - im höheren Bergland eventuell Schnee - auf Deutschland über. Lediglich im Osten und Südosten bleibt es wohl noch trocken. Der Wind dreht vorübergehend auf Südwest zurück, markante Böen (Bft 8 bis 9) gibt es, wenn überhaupt, wohl lediglich in en Gipfellagen.

Am Dienstag passiert der Kurzwellentrog Deutschland rasch ostnordostwärts, gefolgt von einem flachen Höhenrücken, der seinerseits bis Mittwochfrüh ebenfalls das Vorhersagegebiet überquert hat. Dahinter stellt sich auf der Vorderseite eines Höhentrogkomplexes über Westeuropa eine südwestliche Höhenströmung ein. Somit bleibt es unbeständig mit Schauern und zunächst noch recht kühl (0 bis -3 Grad in 850 hPa), in der Nacht zum Mittwoch überquert dann aber die Warmfront des Tiefdruckkomplexes über der Nordsee und England den Westen und Norde Deutschlands und führt vor allem in die Südosthälfte deutlich mildere Luft.

Auch in der erweiterten Mittelfrist geht es im Rahmen einer zyklonalen Südwest- bis Westlage nach Lesart des IFS eher unbeständig und kühl, aber bei Weitem nicht kalt weiter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Wetterentwicklung von Freitag bis Sonntag hin zu einer Troglage über dem Vorhersagegebiet ist unstrittig, der Weg dorthin ist noch mit einigen Unsicherheiten gespickt. Die Wellentiefentwicklung entlang der Kaltfront in der Nacht zum und am Samstag haben die beiden gestrigen IFS-Läufe nicht auf der Agenda, was die Wahrscheinlichkeit für kleinräumig auftretenden Dauerregen im Bereich des Wellenscheitels allerdings nur ein klein wenig erhöht. Der gestrige 00 UTC-Lauf simulierte dagegen eher an den Alpen Niederschlagsmengen nahe der Warnschwellen. Zu Beginn kommender Woche, ab der Nacht zum und am Dienstag, zeigen alle Läufe die Passage eines weiteren Kurzwellentroges, allerdings wird diese im aktuellen Lauf deutlich progressiver simuliert als vor allem im gestrigen 00 UTC-Lauf, nach dessen Lesart der Trog deutlich breiter aufgestellt ist und erst in der Nacht zum Mittwoch Deutschland passiert. Ihm folgt dann im gestrigen 00 UTC-Lauf ein recht robust aufgestellter Höhenrücken, der zu Wochenmitte vorübergehend für eine deutliche Wetterberuhigung sorgt, während der gestrige 12 UTC-Lauf ebenfalls eine rasche Umstellung auf Südwest bis West auf der Agenda hat, aber etwas antizyklonaler als der aktuelle Lauf aufgestellt ist.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Troglage über das Wochenende haben alle vorliegenden Läufe auf der Agenda, das Zünglein an der Waage ist aber auch hier die Wellentiefentwicklung in der Nacht zum und am Samstag. Während nach Lesart des IFS Signale für Dauerregen im deterministischen Lauf kaum auszumachen sind, hat ICON im Südwesten und in der östlichen Mitte schon höhere RR-Mengen (aber noch ebenfalls knapp unterhalb der Warnschwellen auf der Agenda und GFS simuliert im westlichen Bergland (Nacht zum bzw. am Samstag) bzw. an den Alpen (Nacht zum Sonntag) sogar durchaus warnrelevante Mengen, die in höheren Lagen auch als Schnee fallen können. Die interessanteste Variante fährt das UK10, nach dessen Lesart das Tief deutlich weiter westlicher und langsamer ziehen soll. Zunächst im Schwarzwald, später dann an den Alpen, vor allem aber auch in den östlichen Mittelgebirgen werden warnrelevante Mengen simuliert, auch markante Schneefälle sind an den Alpen und in höheren Lagen des Erzgebirges nach dem Modell in Betracht zu ziehen. Momentan ist das aber lediglich nur eine Außenseiterlösung. Für den Dienstag haben dann GFS und ICON zumindest in der Mitte und im Süden eine vorübergehende Wetterberuhigung auf der Agenda. In der erweiterten Mittelfrist schwenkt GFS, im Gegensatz zum IFS, im aktuellen Lauf Richtung Süd bis Südost antizyklonal, später zyklonal, das kanadische GEM-Modell ähnelt dagegen dem IFS, zeigt allerdings eine Sturmtiefentwicklung über Irland, so dass die zyklonale Strömung eher aus Süd bis Südwest kommt und es insgesamt etwas milder wird als nach Lesart des IFS.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Sowohl im Zeitraum 72 bis 96 Stunden als auch im nächstfolgenden (120 bis 168 Stunden) verteilen sich die ENS-Member auf jeweils sechs Cluster, die allesamt die Troglage auf der Agenda haben, sich bzgl. Timing der Passage und Geometrie der Tröge unterscheiden. Details bleiben somit offen, wobei der Cluster 3, dem im Zeitraum 120 bis 168 Stunden auch der Haupt- und Kontrolllauf zugeordnet sind, auch zu Beginn der kommenden Woche, zusammen mit CL 5 und 6 (jeweils 11, 5 und 3 Member) noch die zyklonalste Variante auf der Agenda hat. CL1 und 2 (15 und 11 Member) tendieren eher Richtung GFS- bzw. ICON-Lösung mit einer kurzzeitigen Wetterberuhigung. In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) laufen die ENS-Member deutlich auseinander. CL 1 und 2 (22 bzw. 14 Member, Haupt- und Kontrolllauf in CL 2) haben durchgehend eine zyklonale Südwest- bis Südlage auf der Agenda, es bleibt also unbeständig, wird allerdings wieder milder mit Föhnoptionen an den Alpen. In eine ähnliche Richtung schwenkt auch CL 4 (5 Member), ist aber für Mitteleuropa etwas antizyklonaler aufgestellt. CL 3 (6 Member) schlägt dagegen eine komplett andere Richtung ein und lässt den Trog vor Südwesteuropa abtropfen, was eine Blockadesituation mit einem fennoskandischen Hoch und einer milden Ost- bis Südostlage hierzulande zur Folge hat. CL 5 (4 Member) lässt den Trog dagegen über Mitteleuropa ins westliche Mittelmeer abtropfen und mündet hierzulande über eine Trog- in eine kalte Nordostlage.

In den Rauchfahnen spiegelt sich die Troglage am Wochenende und auch noch am Montag gut wider. Die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur de einzelnen Member bewegt sich vor allem von Samstag bis Montag in einem relativ engen Spread zwischen etwa -1 und -5 Grad mit ein paar wenigen Ausreißern nach oben und nach unten. Vor allem für den Freitag und Samstag haben einige Member deutliche Niederschlagssignale auf der Agenda, abhängig von der simulierten Zugbahn des Wellentiefs. Ab Dienstag wird der Spread größer, wobei sich der Median der 850 hPa-Temperatur für die norddeutschen Gitterpunkte um 0 Grad schwankt, für die süddeutschen Gitterpunkte aber deutlich stärker streut. Allerdings geht es - abgesehen von vielleicht ein bis zwei Ausreißern - auch in der erweiterten Mittelfrist nicht unter -5 Grad bzw. über +8 Grad. Viele Member zeigen Niederschläge, allerdings ohne überbordende Mengen.

FAZIT: Nach der Troglage am Wochenende, die wohl auch bis in den Montag noch andauert, werden die Unsicherheiten größer. Nach einer stabilen Hochdrucklage sieht es aber nicht aus, es bleibt eher unbeständig bei einem für die Jahreszeit eher normalen, eventuell leicht übernormalen Temperaturniveau.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND: Am Freitag und in der Nacht zum Samstag frischt der Wind vor allem mit Frontpassage und postfrontal böig aus West auf, für markante Böen (Bft 8, exponiert 9) wird es aber wohl lediglich in den Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen reichen. Ähnliches gilt für das Wochenende: In den Niederungen gibt es meist nur steife Böen, lediglich bei kräftigeren Schauer- bzw. Gewitterentwicklungen kann kurzzeitig eine stürmische Böe nicht ausgeschlossen werden. Je nach Bodentrog besteht auch über der offenen Nordsee eine geringe Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen. Ansonsten beschränken sich Böe Bft 8 bis 9 aber weiterhin auf die Gipfellagen. Zu Beginn kommender Woche wird die Windentwicklung unsicherer, vor allem ab Dienstag. Nach Lesart des IFS kann es dann durchaus auch in den Niederungen, insbesondere im Nordwesten, vorübergehend stürmische Böen geben, die anderen Modelle sind da insgesamt defensiver aufgestellt.

NIEDERSCHLAG: Im Zuge der Wellentiefentwicklung in der Nacht zum und am Samstag simulieren GFS und vor allem UK10 gebietsweise warnrelevante Regenmengen, am ehesten sind diese wohl im Stau der Alpen möglich, wobei dort in höheren Lagen Schnee fällt. In der Probabilistik schlägt sich das allerdings kaum nieder. Allenfalls COSMO-LEPS hat schwache Signale für den Schwarzwald bzw. den Alpenrand auf der Agenda.

Basis für Mittelfristvorhersage IFS, IFS-EPS, MOSMIX



VBZ Offenbach / Dipl.Met. Jens Winninghoff