In den vergangenen Tagen schlug der Märzwinter nochmal richtig zu. Von ergiebigen Schneefällen mit massiven Schneeverwehungen bis hin zu Sturm und strengem Frost war alles dabei. Hier ein kurzer Rückblick auf diese winterlichen Tage.
Der Winter setzte nochmal ein fettes Ausrufezeichen! In manchen Regionen stellte der Märzwinter der letzten Tage sogar alle bisherigen Winterwetterlagen in den Schatten. Es standen quasi alle winterlichen Wettererscheinungen auf dem Programm, sodass unsere Warnmeteorologen alle Hände voll zu tun hatten. Für alle Schnee- und Winterfans blicken wir heute auf einige "Schmankerl" der letzten Woche zurück. Frühlingsliebhaber müssen hingegen beim Lesen ganz stark sein. Aber ich verspreche Ihnen, dass es zumindest von mir das letzte winterliche Thema des Tages vor dem Sommer sein wird...komme was wolle.
Los ging das Ganze am Freitag. Einerseits wurde von Süden her feucht-milde Meeresluft in die Mitte Deutschlands transportiert, andererseits floss in die Nordhälfte kalte Luft arktischen Ursprungs ein. Dort, wo beide Luftmassen aufeinander prallten, bildete sich eine scharfe Luftmassengrenze, an der es bis in den Samstag hinein langanhaltend schneite. Vor allem in einem Streifen vom Harz über das Leipziger Tiefland bis zur Lausitz kamen beachtliche Schneemengen zusammen (siehe Thema des Tages vom 18.3.).
Doch damit nicht genug! Zum Schnee gesellte sich noch ein zeitweise stürmischer Ostwind. Die ohnehin schon frostigen Temperaturen fühlten sich dadurch noch deutlich eisiger an, sodass gefühlte Temperaturen um -20 °C selbst am Tage keine Seltenheit waren. Fußgänger bekamen zudem an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste, beispielsweise an der Flensburger Förde, nasse Füße, da der Oststurm eine leichte Sturmflut auslöste. Hingegen sorgte ein ungewöhnlich starkes Niedrigwasser an der Nordseeküste für Behinderungen im Fährbetrieb, da das Wasser regelrecht aufs offene Meer hinausgetrieben wurde. Das stürmische Ostgebläse machte noch weiteren Ärger. Dort, wo kein Schnee lag, kam es vereinzelt zu Staubstürmen, was am vergangenen Sonntag bei Cuxhaven wegen der schlechten Sicht sogar zur Sperrung der A27 führte. Als Entschädigung konnten Hartgesottene auf Rügen an allerlei küstennahen Gegenständen bizarre Eiskunstwerke bestaunen, die durch gefrorene Gischt entstanden ist.
In der Mitte Deutschlands wehte der Wind in der Nacht auf Sonntag zeitweise mit Sturmstärke (9 Bft), sodass sich in Nord- und Mittelhessen sowie in Thüringen die Meldungen über gesperrte Straßen durch umgestürzte Bäume häuften. Bei Aschenberg in der Nähe von Bad Salzungen wurde sogar ein halbes Waldgebiet platt gemacht, was auf schwere oder sogar orkanartige Böen hindeutet. Vermutlich wurde dort ein Starkwindband oberhalb einer scharfen Inversion im Lee des Thüringer Walds zum Boden "gedrückt". Zudem kam die Tatsache dazu, dass der Sturm aus einer ungewöhnlichen Richtung blies, worauf die Bäume nicht eingerichtet sind.
Das weitaus spektakulärste Phänomen dieser Winterperiode waren allerdings die massiven Schneeverwehungen in Teilen Ostdeutschlands. Selbst im Flachland sorgten Schneewehen für erhebliche Verkehrsbehinderungen. Pausenlos blies der Ostwind den feinen Pulverschnee auf die Straßen. Überall dort, wo der "vom Winde verwehte" Schnee auf ein Hindernis traf, türmte er sich zu teils meterhohen Schneewehen auf, wie beispielsweise im Leipziger Tiefland - im Flachland durchaus ungewöhnlich! Wie massiv die Probleme durch Schneeverwehungen sind, hängt zum einen von der Menge an lockerem Schnee, zum anderen von der mittleren Windgeschwindigkeit ab.
Nachdem der Osten seine Schneepackung abbekommen hatte, war in der Nacht zum Sonntag auch der Süden an der Reihe. Durch Aufgleiten wärmerer Luftmassen auf die Kaltluft formierte sich ein großflächiges Schneefallgebiet. Vielerorts fielen 10 bis 20 cm Schnee und selbst im sonst so schneearmen Rhein-Main-Gebiet konnte sich eine ordentliche Schneedecke von 5 bis 10 cm bilden. Da hier der Wind weiterhin recht kräftig blies, kam es ebenfalls zu Schneeverwehungen. Wie Abbildung a (Innenhof der DWD-Zentrale in Offenbach) zeigt, reicht selbst eine geringe Schneehöhe aus, um den frischen Neuschnee zu verwehen. In etwas exponierteren Lagen (Abbildung b: aufgenommen bei Dietzenbach, Landkreis Offenbach) gab es sogar ganz beachtliche Schneewehen, die man in dieser Region eher selten antrifft.
Zum Beginn der neuen Woche beruhigte sich das Wetter langsam wieder und es ließen sich Sonne, Mond und Sterne blicken. Doch damit kam der strenge Frost ins Spiel. Vor allem über Schneeflächen konnte die Temperatur auf bitterkalte -10 bis -15 Grad oder gar darunter abstürzen.
Zum Abschluss noch einen kurzer Blick in die Zukunft: Die heutigen Schneefälle sind an eine Warmfront gekoppelt, hinter der mildere Luft einfließt. Am Wochenende sind daher sogar wieder zweistellige Höchstwerte zu erwarten. Ein durchgreifender Frühling wird das aber nicht werden. In der Karwoche gehen die Temperaturen wieder leicht zurück. Frühlingsfans müssen in diesem Jahr ziemlich tapfer sein.
Dipl.-Met. Dr. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 22.03.2018