Regen, Schnee, Sturm, Gewitter und gebietsweise auch Glatteis - die neue Woche hat einiges an Wetter zu bieten. Den Höhenpunkt gibt es am Donnerstag, wenn ein kräftiges Orkantief gebietsweise auch im Flachland für Orkanböen sorgen wird.
Der Wochenbeginn ist meteorologisch gesehen zwar noch ruhig, doch das ändert sich zügig. Das nur noch am heutigen Montag wetterbestimmende Hochdruckgebiet BORCHERT zieht weiter nach Russland und verliert endgültig an Einfluss auf das Wettergeschehen in Mitteleuropa. In den nächsten Tagen stehen dagegen mehrere Tiefausläufer im Mittelpunkt, die das Land jeweils von West nach Ost überqueren. Am Donnerstag gewinnt dann ein Orkantief an Relevanz. Einer abwechslungsreichen Wetterwoche steht daher nichts entgegen!
Bereits heute frischt der Wind von Westen her deutlich auf. Wind- und Sturmböen treten ab dem Nachmittag nicht nur auf den Bergen, sondern im Westen und Nordwesten zunehmend auch in tieferen Lagen und an der Küste auf. Mit dem Durchschwenken eines ersten Tiefausläufers ist auch einsetzender Niederschlag verbunden, wobei die Schneefallgrenze rasch in die Kammlagen der west- und südwestdeutschen Mittelgebirge ansteigen wird. Diese feuchte und eher milde Witterung hält besonders im Süden bis in die Nacht zum Mittwoch an, bevor bei sinkenden Temperaturen allgemein der Schnee in den Fokus rücken wird.
Bei einer solchen, zunächst milden "Westwetterlage" kommt es bevorzugt in einigen Mittelgebirgen zu länger andauernden Niederschlägen. In diesem Fall ist davon explizit der Schwarzwald betroffen. Dort ist die Überschreitung der DWD-Warnschwelle für Dauerregen (mehr als 30 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden) wahrscheinlich. Zudem muss man im Hinterkopf behalten, dass das letzte Hochwasserereignis an vielen Flüssen erst ein paar Tage in der Vergangenheit liegt. Die Pegelstände sind zwar gesunken, doch kann es in den Regionen mit Dauerregen bei den gesättigten Böden vor allem an kleineren Flüssen und Bächen rasch zu einem Wiederanstieg der Wasserstände kommen.
Unsere Warnungen vor Dauerregen werden auf der Warnkarte in der Farbe "ocker" (Warnung vor markantem Wetter) dargestellt. Doch die Warnungen bestehen nicht nur aus der farblichen Codierung und einem Gültigkeitszeitraum, sondern auch aus einem informativen Textblock. Zum einen werden darin natürlich die erwarteten Niederschlagsmengen beschrieben, zum anderen taucht dort häufig der Ausdruck "in Staulagen" auf. Ein solcher Warntext könnte zum Beispiel folgendermaßen aussehen: "Es werden Niederschlagsmengen zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter erwartet. In Staulagen werden bis 60 Liter pro Quadratmeter erreicht." Doch was versteht man nun genau unter diesen ominösen Staulagen?
Die Spezifikation einer "Staulage" ist immer in Bezug auf die Orographie zu verstehen. Typische Staulagen gibt es beispielsweise in den Mittelgebirgen oder besonders am Alpenrand. Berge haben nämlich allgemein die Eigenschaft, an ihren Flanken die darauf zuströmende Luft zum Aufsteigen zu zwingen. Damit wird der in der Luft vorhandene Wasserdampf in höhere Luftschichten transportiert. Dort ist die Luft aber normalerweise kälter und kann deutlich weniger Wasserdampf halten. Als Folge kommt es zum Ausfall und damit zum Abregnen oder Schneefall. Hält dieser Effekt über eine längere Zeit an, können erhebliche Niederschlagsmengen zusammenkommen. Normalerweise sind die Flüsse und die relevanten hydrologischen Bauten (Rückhaltebecken) auf die dort typischen erhöhten Niederschlagsmengen ausgerichtet. Aber bei besonders langanhaltenden niederschlagsreichen Wetterlagen kann auch dort das Fassungsvermögen erschöpft sein. Durch diesen "Staueffekt" kommt es daher häufig zu einem starken Unterschied der Niederschlagsmenge zwischen Bergland und angrenzendem Flachland. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, werden diese Unterschiede in unseren Warnungen auch detailliert kommuniziert.
Zum Ende noch ein Update zur erwarteten Sturmlage am Donnerstag: Die Zugbahn des Orkantiefs wird von den verschiedenen Rechenmodellen zunehmend ähnlich simuliert. Mit einer größeren Wahrscheinlichkeit zieht das Tief von der mittleren Nordsee über Dänemark in die Ostsee. Damit gelangt das gesamte Bundesgebiet auf der Südflanke in sein Sturmfeld. Besonders im Norden und an der Küste sind dabei Orkanböen, sonst schwere Sturmböen möglich. Wir halten Sie natürlich auf unseren üblichen Informationswegen auf dem Laufenden.
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 15.01.2018