In den nächsten Tagen bis weit in die kommende Woche und damit in das neue Jahr hinein sorgen wiederholte Frontdurchgänge im Westen und Südwesten Deutschlands für häufige und in Summe ergiebige Regenfälle. Schmelzwasser aus im Bergland abtauenden Schnee tut sein Übriges, um die Pegelstände der Flüsse deutlich ansteigen zu lassen.
Für das überaus nasse und milde Wetter verantwortlich ist eine recht weit südlich verlaufende Frontalzone (Grenzregion milder Subtropikluft und kälterer polarer Meeresluft, siehe weitere Infos dazu im Lexikon unter dem Begriff "Frontalzone" https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/lexikon_node.html).An dieser verlagern sich immer wieder Tiefdruckgebiete mit ihren Fronten von West nach Ost über den Atlantik nach Mitteleuropa und bringen vor allem dem Süden und Westen Deutschlands Niederschläge. Aufgrund der milden Atlantikluftmassen fällt dann häufig bis in die Kammlagen der Mittelgebirge Regen. Das Abtauen vorhandener Altschneedecken in höheren Lagen beziehungsweise des seit dem gestrigen Freitag (29.12.2017) gefallenen Schnees sorgt so für ein weiteres Anschwellen der Flüsse.
Beim Thema Hochwasser darf der Blick aber, zumindest was die größeren Flüsse angeht, nicht an unserer Landesgrenze haltmachen. Auch bei unseren Nachbarn, beispielsweise in der Schweiz und in Frankreich, prasselt in den nächsten Tagen einiges vom Himmel und bei einer Schneefallgrenze, die zeitweise in 2000 m Höhe liegt, kommt von der Nordseite der Alpen auch noch Schmelzwasser auf die deutschen Flüsse zu.
Doch wieviel Niederschlag ist eigentlich zu erwarten? Im Detail ist das, wie so oft, nicht beliebig genau zu beantworten. Die Schwerpunkte sind aber eindeutig auszumachen. Wie in der Grafik (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/12/30.html) zu sehen, liegen diese im Westen und Süden der Republik und dort besonders in den Weststaulagen der Mittelgebirge. Je nach Modell und Mittelgebirge sollen in den Staulagen 50 bis 90, im Schwarzwald auch über 100 Liter pro Quadratmeter (l/qm) bis Mittwochabend (03.01.2018) fallen, was etwa zehn handelsüblichen Eimern Wasser ausgeschüttet auf einem mal einem Meter entspricht. In der Fläche werden 20 bis 60 l/qm simuliert. Noch etwas höhere Mengen zeichnen sich für die an Deutschland grenzenden Gebiete in Frankreich ab, interessant also besonders für alle Moselanrainer. Noch größer fallen die berechneten Niederschlagssummen der Modelle für die Westalpen aus: 200 l/qm sind in prädestinierten Staulagen dort bis Mittwochabend ein denkbares Szenario.
Alles in allem ist also, auch in Anbetracht der bereits meist gesättigten Böden, mit deutlich steigenden Pegelständen an vielen Flüssen Süd- und Westdeutschlands zu rechnen. Zunächst sind davon kleinere und mittlere Flussläufe betroffen, nach und nach werden aber auch die großen Flüsse, vor allem die Mosel und der Rhein, auf die Niederschläge reagieren. Ebenso können sich in Nordbayern Hochwasser ausbilden und über den Main einen Hochwasserscheitel des Rheins gegebenenfalls noch erhöhen.
Laufend aktualisierte Hochwasserberichte finden Sie auf den Webseiten der regionalen Hochwasserzentralen unter: www.hochwasserzentralen.de
MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 30.12.2017