Für Skigebiete ist Schnee quasi Lebenselixier. Wenn die Natur nicht genug selber produziert werden die Pisten eben künstlich beschneit. Ein neues Projekt beschäftigt sich nun mit der Optimierung des Schnee-Managements für Skigebiete.
Am gestrigen Sonntag wurde an dieser Stelle schon über die Umstellung der Wetterlage und die milde Witterungsphase in den kommenden Tagen geschrieben. "Frostbeulen" unter uns wird dies sicherlich freuen - kein Bibbern mehr morgens an der Haltestelle beim Warten auf den Bus. Die Wintersportler und Schneefans werden hingegen alles andere als begeistert von den Vorhersagen sein, ahnen sie doch, dass es der frischen weißen Pracht gehörig an den Kragen gehen wird.
Was für die einen "nur" schade oder ärgerlich ist, ist für andere mit hohen Kosten und wirtschaftlichen Einbußen verbunden. Denn Skigebiete sind regelrecht abhängig vom kostbaren Weiß bzw. vom Wetter im Allgemeinen. Daher wenden sie vermehrt moderne Schnee-Management-Techniken an und bauen zunehmend auf Beschneiung, um die Erwartungen ihrer Gäste zu befriedigen und Schneemangel infolge zwischenzeitlicher Schwankungen der Schneebedingungen (wie bspw. durch die Erwärmung in den kommenden Tagen) zu vermeiden.
Die Optimierung des Schnee-Managements, und im Speziellen der Beschneiung, stellt eine große Herausforderung für Skigebietsbetreiber dar. Die Entscheidung über das Auf- oder Abdrehen der Beschneiungsanlagen an einem bestimmten Tag hängt von den vorherrschenden meteorologischen Bedingungen ab. Sind die Wetterinformationen nicht frühzeitig bekannt, kann dies negative Konsequenzen (verfrühtes Abschmelzen des produzierten Schnees, Überproduktion, inadäquate Präparierungsfrequenz...) sowohl aus wirtschaftlicher als auch ökologischer Sicht nach sich ziehen, ganz zu schweigen von der Schneequalität auf den Pisten und der Zufriedenheit der Wintersportler.
Kein Wunder also, dass sich immer mehr Wissenschaftler mit diesem Thema auseinandersetzen. "PROSNOW" heißt ein neues EU-Projekt, das vom staatlichen französischen Wetterdienst Meteo-France koordiniert wird und 12 europäische Partner (darunter Forschungseinrichtungen wie das Schnee- und Lawinenforschungszentrum SLF in Davos, Institutionen aus der Industrie- und Tourismusbranche) zusammenbringt. Die Wissenschaftler entwickeln im Rahmen dieser Forschungsinitiative ein Planungswerkzeug für ein verbessertes Schneemanagement in den alpinen Skigebieten. Dieser Service soll basierend auf kurzfristigen und saisonalen Wetterprognosen den Skigebietsbetreibern Informationen über die Entwicklung der Schneedecke oder auch der Wasserreserven liefern und Entscheidungen über den Einsatz von Kunstschnee erleichtern.
Für acht Pilot-Skigebiete im Alpenbogen (darunter auch Garmisch/Zugspitze in Deutschland, das Zillertal in Österreich oder Arosa/Lenzerheide in der Schweiz) wird das Prognosetool in diesem Winter auf einer web-basierten Plattform erstmalig getestet. Nach der Projektlaufzeit von drei Jahren sind die Forschungsergebnisse "Open Source", d.h. sie stehen frei zur Verfügung und können z.B. von Wetterdiensten und anderen Interessierten genutzt werden.
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 20.11.2017