Das Wetter der vergangenen Wochen lieferte den Pilzen einen kräftigen Schub für ihr Wachstum, sodass sie nun zahlreich im Wald zu finden sind. Bald aber "droht" das Ende der Hauptsaison.
Wer in den vergangenen Tagen einen Ausflug in den Wald unternommen hat, konnte sie massenhaft sehen: Pilze! Champignon, Pfifferling, Steinpilz, Marone und Morchel, um nur einige wichtige Pilze heimischer Wälder und Wiesen zu benennen, haben derzeit noch Hauptsaison (siehe Pilzkalender unter http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/10/26.html). Und das Wetter bzw. die Witterung war in den letzten Wochen nahezu ideal für das Sprießen der Pilze.
Bereits der Sommer fiel niederschlagsreich aus, insbesondere ab Ende Juni gab es häufig Gewitter, Dauer- und Starkregen. Mit bundesweit 305 Litern Regen pro Quadratmeter im Mittel wurde das Sommersoll der internationalen Referenzperiode 1961 bis 1990 (239 Liter pro Quadratmeter) um satte 28 % übertroffen. Als sich Mitte August nochmals eine sehr warme Phase einstellte, wurden bereits viele Pilze im Wald beobachtet. Die Gleichung "Verregneter Sommer = gutes Pilzwachstum" ist unter Pilzsammlern durchaus bekannt.
Die Hauptsaison für Speisepilze umfasst typischerweise den Zeitraum von Ende Juli/Anfang August bis zum Oktober, manchmal auch noch bis zum November. Nachdem Pilzsammler schon im August reiche Beute machen konnten, stellte sich pünktlich zum Beginn des meteorologischen Herbstes am 1. September 2017 eine herbstlich geprägte Phase ein. Diese dauerte mit wenigen Abstrichen fast den gesamten Monat an. So sind in der Monatsbilanz für den September ein Plus von 13 % beim Regen (wiederum im Vergleich zur Referenzperiode) und ein Minus von 0,6 Grad bei der Temperatur ausgewiesen.
Pilze lieben jedoch nicht nur die Feuchtigkeit, sondern auch die Wärme. Und die kam vor allem mit Hoch "Tanja", das ab dem 11. Oktober 2017 auf den Europa-Wetterkarten analysiert wurde. Das Hoch schaufelte dabei zunehmend sehr warme Luft aus subtropischen Gefilden oder sogar aus der Sahara zu uns, sodass die Höchsttemperaturen häufig noch einmal sommerlich waren und vielerorts mehr als 25 Grad betrugen. Mehr als 30 Grad und damit ein (meteorologisch) heißer Tag wurde aber nirgendwo verzeichnet. So eine Hitze wäre den Pilzen auch nicht zuträglich gewesen.
Im Oktober herrschten demzufolge fast optimale Bedingungen für das Pilzwachstum (und nebenbei bescherte der "Goldene Oktober" übrigens auch den Biergartenbesitzern bestes "Pils-Wetter"). Zwar ist es inzwischen wieder etwas kühler geworden, den Pilzen geht es jedoch erst an den Kragen, wenn es Frost gibt. Davon wurden wir in diesem Herbst bisher weitgehend verschont, auch Bodenfrost trat höchstens sporadisch mal auf.
Wer also noch Pilze sammeln möchte, kann das aktuell noch gut tun. Es sei aber bemerkt, dass dabei die große Gefahr besteht, dass man statt essbarer Pilze einen giftigen Pilz mitnimmt! Es gibt nämlich zu vielen essbaren Pilzen ein giftiges Gegenstück, das dem ungiftigen Pilz zum Verwechseln ähnlich sieht. Weil Pilze außerdem als Lebewesen gelten, die oft eine Symbiose mit einem Baum eingehen, sollte man nur solche Pilze sammeln, bei denen man bei der Bestimmung bezüglich der Giftigkeit wirklich sicher ist - oder sich Rat bei einem Experten einholen. Zudem ist es in den meisten Bundesländern untersagt, mehr als ein Kilo Pilze pro Tag und Person aus dem Wald zu holen!
Und wie geht es mit dem Pilz-Wetter weiter? Für die nächste Woche kündigt sich ein weiterer Temperaturrückgang an, wobei die Frostwahrscheinlichkeit in den Nächten langsam ansteigt. Viele Pilzarten erleiden bei Frost einen irreparablen Schaden, der sich an verfärbten Huträndern oder matschigen Stellen zeigt. Das Eiweiß wird an diesen Stellen durch den Frost und das nachfolgende Auftauen zersetzt, ein Verzehr solcher geschädigter Pilze ist eindeutig nicht zu empfehlen!
Wer sich nach dem möglichen Frost in der kommenden Woche weiterhin auf Suche begeben möchte, hat aber immer noch Chancen auf das Finden von Pilzen. So muss die Suche selbst bei Frost und Schnee nicht erfolglos bleiben. Es gibt einige Arten wie die Austernseitlinge, die Judasohren und die Samtfußrüblinge (siehe Grafik), die im winterlichen Wald bei Schnee und Eis gefunden werden können, auch wenn sie dann rar sind.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 26.10.2017