Die vergangenen drei Wochen waren in Deutschland von sehr milder Witterung geprägt. Dass es auch ganz anders kommen kann, zeigt ein Blick 14 Jahre zurück auf den 24. Oktober 2003, den damaligen Höhepunkt einer für die Jahreszeit ungewöhnlichen Kältewelle.
Nach einem Rekordsommer 2003, an den sich vor allem viele Süddeutsche sicherlich noch gut erinnern können und der Mitte August noch Höchsttemperaturen bis zu 40 Grad brachte, folgte nur zwei Monate später eine extrem kalte Witterungsperiode mit mäßigen Nachtfrösten von zum Teil unter -5 Grad. Der Oktober 2003 liefert somit einen bemerkenswerten Kontrast zum diesjährigen Herbstmonat. Zwar startete der Oktober 2003 mit einer Südwestströmung noch warm, doch nach einer Woche stellte sich die Großwetterlage markant um. Der Höhepunkt dieser Umstellung wurde ab dem 20. Oktober erreicht, als sich durch ein Hochdruckgebiet vom Nordmeer bis nach Island und zugleich zyklonalem, also tiefdruckgeprägtem Wetter in Mitteleuropa, die "seltene" Wetterlage HNz (Hoch Nordmeer-Island, Mitteleuropa zyklonal) einstellte und bis einschließlich 26. Oktober anhielt. Mit Nordostwinden flossen über mehrere Tage hinweg arktische Luftmassen nach Deutschland und ließen die Temperaturen auf immer tiefere Werte sinken.
Am Morgen des 24. Oktober 2003 herrschte bis auf ganz wenige Ausnahmen an der Küste sowie am Hochrhein landesweit Frost. Oft lagen die Temperaturen sogar im mäßigen Frostbereich zwischen -5 und -10 Grad, wie zum Beispiel die Tiefsttemperaturen von Hamburg-Fuhlsbüttel mit -7,1 Grad und Düsseldorf (NRW) mit -5,4 Grad belegen. Diese Werte erinnern weniger an Oktober als an Hochwinter und sorgten vielerorts für neue Monatsrekorde. Auch die Höchstwerte waren für Oktober sehr beeindruckend. In Bremervörde (Niedersachsen) stoppte die tageszeitliche Erwärmung bereits bei -0,2 Grad, dort wurde also ein im Oktober extrem seltener Eistag registriert. Aber auch im Süden gab es gebietsweise einen Eistag oder zumindest Temperaturen nahe 0 Grad, wie beispielsweise in Kaufbeuren (Bayern) mit maximal -1,8 Grad oder am Bodensee an der Wetterstation Friedrichshafen-Unterraderach (Baden-Württemberg) mit 0,2 Grad. Die tiefen Höchstwerte machten zum einen starke Bewölkung (fehlende Einstrahlung) und zum anderen Schneedecken (Unterbrechung des Bodenwärmestroms), die es südlich der Donau verbreitet und in Niedersachsen durch vorangegangene Schneeschauer strichweise gab erst möglich. So bedeckte in der Früh südöstlich von Bremerhaven an der Station Loxstedt-Bexhövede (Niedersachsen) eine 6 cm hohe Schneedecke den Boden. Im Alpenvorland wurden verbreitet Schneehöhen zwischen 1 und 10 cm gemessen. Auf der Zugspitze war die Schneedecke bereits 105 cm mächtig. Ein Vergleich mit der morgendlichen Schneehöhe am heutigen Dienstag, 24. Oktober 2017, offenbart, dass selbst nach den andauernden Schneefällen der vergangenen beiden Tage in den höher gelegenen Alpenregionen "nur" 52 cm auf der Zugspitze liegen und damit rund die Hälfte von vor 14 Jahren.
Von derlei winterlichen Eskapaden waren wir im bisherigen Oktober sehr weit entfernt und auch die kommenden Tage versprechen diesbezüglich keine Überraschungen. Ganz im Gegenteil, von Westen fließt vorübergehend nochmal milde und feuchte Luft nach Deutschland, in der es im Südwesten des Landes mit Sonnenunterstützung nochmals für Werte knapp über 20 Grad reichen könnte. Nachtfrost ist selbst in ungünstigen Tallagen Süddeutschlands vorerst also noch kein Thema.
MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 24.10.2017