Wenn man das Wort Hurrikan hört, denkt man eher an die Karibik oder an die Ostküste Amerikas. Dass nun ein Hurrikan auf die Azoren zu zieht, ist eher ungewöhnlich. Wird dieser Hurrikan nun auch Europa erreichen und sogar unser Wetter beeinflussen?
Wenn man das Wort Hurrikan hört, denkt man eher an die Karibik oder an die Ostküste Amerikas. Dass nun ein Hurrikan auf die Azoren zu zieht, ist eher ungewöhnlich. Derzeit hat sich über dem mittleren Atlantik ein tropischer Sturm zu einem Hurrikan mit Namen "Ophelia" verstärkt. Hurrikans bewegen sich mit der Höhenströmung. In der Passatwindzone, in der sich Hurrikans im Spätsommer oder Herbst häufiger bilden, herrscht in der Höhe östlicher Wind, sodass die meisten Hurrikans dann nach Westen ziehen. "Ophelia" allerdings liegt bei etwa 30° N ungewöhnlich weit nördlich. Die Wassertemperaturen sind in dieser Region allerdings zurzeit etwa um etwa 1 °C zu warm. Im Zusammenspiel mit ungewöhnlich kalter Luft in der Höhe und Wassertemperaturen von 26 - 27 °C wurde nun aber gerade genug Energie bereitgestellt, dass sich "Ophelia" zu einem Hurrikan entwickeln konnte. Da in diesen Breiten aber keine Passatwinde mehr vorherrschen, wird "Ophelia" in den nächsten Tagen von der kräftigen west- bis südwestlichen Höhenströmung der Westwinddrift eingefangen, wodurch sich die ungewöhnliche Zugbahn nach Nordosten Richtung Europa erklärt. Nach derzeitigem Stand zieht der Hurrikan knapp südlich an den Azoren vorbei. Bisher gab es nur 11 Hurrikans, die in die Nähe der Azoren kamen. Die südliche Azoreninsel Santa Maria könnte aber noch von "Ophelia" beeinflusst werden. Da sich die Insel auf der schwächeren Nordwestseite des Hurrikans befindet, werden sich die Windgeschwindigkeiten aber wahrscheinlich in Grenzen halten. Dennoch könnte es dort zu heftigen Regenfällen kommen.
Doch wie geht es mit "Ophelia" weiter? Die Modellprognosen zeigen, dass "Ophelia" an Fahrt gewinnt und in Richtung Iberische Halbinsel zieht. Bisher wurde die Iberische Halbinsel nur von zwei tropischen Stürmen getroffen: von einem sich in ein außertropisches Tief umwandelnden Hurrikan im Oktober 1842 und von Hurrikan "Vince" im Oktober 2005, der sich allerdings ebenfalls vorher zu einem tropischen Tief abgeschwächt hatte. Doch "Ophelia" wird die Iberische Halbinsel nicht erreichen, sondern vorher von einem kräftigen Höhentief aufgenommen. Dabei wandelt sie sich am Wochenende in ein außertropisches Tiefdruckgebiet um, das steil nach Nord-Nordost zieht, und somit über dem Atlantik bleibt. Die Intensität von "Ophelia" verstärkt sich dabei sogar noch, sodass die Windgeschwindigkeiten in Hurrikanstärke zunächst erhalten bleiben.
Nach den meisten Wettermodellen zieht "Ophelia" dann zu Wochenbeginn knapp westlich von Irland vorbei. Je nach Zugbahn (die derzeit noch unsicher ist) könnte Irland ab Montagabend ein schwerer Sturm drohen.
Was bedeutet "Ophelia" aber nun für unser Wetter? An der Ostseite des Ex-Hurrikans wird ab Sonntag mit einer südlichen Strömung subtropische Warmluft über West- und Mitteleuropa weit nach Norden transportiert. Dadurch stabilisiert sich das kräftige Hoch über Mitteleuropa. Dieses bringt ab dem Wochenende bis mindestens Mitte nächster Woche "Goldenes Oktoberwetter" nach Deutschland. Dabei gibt es besonders im Bergland viel Sonnenschein. Im Flachland kann sich gebietsweise längere Zeit zäher Nebel oder Hochnebel halten. Dort, wo die Sonne länger scheint, werden Temperaturen von über 20 °C erreicht. An einigen Nordrändern der Mittelgebirge könnte es mit 25 °C sogar noch mal einen Sommertag im Herbst geben.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 12.10.2017