Thema des Tages: Der Brocken - Naturraum, Ausflugsziel und Mythos (Teil 1)


Datum 29.09.2017



Nach den beeindruckenden Schilderungen über die Halligen in den vergangenen Themen des Tages geht es nun in der aktuellen Reihe von der Nordsee südlich landeinwärts. Erreicht man dabei etwa den 52. Breitengrad türmt sich im Herzen Deutschlands der Harz auf - mit dem Brocken an der Spitze. Ein wahrlich beeindruckender Berg - in jeglicher Hinsicht - wie die folgenden Zeilen belegen.

Der Brocken ist mit einer Höhe von 1141 Metern über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung des Harzes und Norddeutschlands. Überboten wird er nach Süden hin erst vom Fichtelberg im Erzgebirge mit einer Höhe von 1215 Metern. Der Harz entstand vor rund 300 Millionen Jahren durch Verschiebungen der Kontinentalplatten, bei der die damaligen Großkontinente Gondwana und Laurussia miteinander kollidierten. Nicht nur geologisch gilt der Harz als eines der vielfältigsten Mittelgebirge Deutschlands (Tonschiefer, Granit, Kalkstein, ...); durch das stark gegliederte Relief mit einer Spanne von rund 1000 Höhenmetern lassen sich dort auch sämtliche Vegetationszonen (Buchen- und Fichtenwälder, Hochmoore, ...) und viele Tierarten (Harzer Rotes Höhenvieh, Wildkatze, Fledermaus, ...) finden.

Die genaue Namensherkunft des Brockens ist nicht eindeutig geklärt. So lassen sich sowohl Aufzeichnungen über einen "zerbrochenen Berg" (lat. "mons ruptus") finden, als auch Ableitungen zur niederdeutschen Bezeichnung "broken" herstellen. Die derzeit gängigste Theorie bezieht sich auf den Begriff "Bruch", der für "Moor" beziehungsweise "vermoortes" Gelände steht. Eine naheliegende Verbindung stellt die tatsächliche Gestalt des Berges als ein großes, unförmiges Gebilde dar, wofür man im deutschen Sprachgebrauch gerne die Begriffe "Brocken", "Block" oder "Klotz" verwendet. Mithilfe dieser Theorie hätte man zugleich auch den Bogen zum im Volksmund verwendeten Synonym "Blocksberg" als Ort für Hexenversammlungen (Walpurgisnacht) geschlagen. Übrigens: Der Name der bekannten Kinderserie und Hörspielreihe mit der kleinen Hexe "Bibi Blocksberg" bezieht sich ebenfalls auf den Brocken, ursprünglich hieß der Titel allerdings "Eene meene Hexerei".

A propos, um den Brocken ranken sich zahlreiche Märchen, Legenden und Sagen, die allein in der Aufzählung den Umfang des Themas bei weitem sprengen würden. Erstmals wurde der Blocksberg 1540 als Treffpunkt und Tanzplatz von Hexen in Verbindung gebracht. Gerade durch seine häufigen Nebellagen mit mehr als 300 Tagen im Jahr umhüllt ihn eine mystische Aura. In Wolfgang Goethes "Faust" ist der Brocken ebenfalls Schauplatz, wird dort doch Mephisto zum Hexentanz gelockt: "Dort strömt die Menge zu dem Bösen; Da muss sich manches Rätsel lösen." Die Walpurgisnacht wird als "Tanz in den Mai" oder "Maifeuer" in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas gefeiert. Nicht selten verkleiden sich die Leute dabei als Hexen, führen Tänze auf oder spielen Streiche.

Doch nicht nur zum 30. April ist der Brocken ein beliebtes Ausflugsziel. Eigentlich gilt, wer im Harz Urlaub macht, muss mindestens einmal - natürlich unabhängig von der Jahreszeit am besten bei gutem Wetter mit optimaler Fernsicht - auf dem Brocken gewesen sein. Dabei spielt es keine Rolle, ob man den Weg klassisch zu Fuß oder mit der Brockenbahn antritt oder Alternativen wie Fahrrad, Pferdekutsche oder Segway wählt, es ist und bleibt ein tolles Erlebnis. Das denken sich auch die rund 1 Millionen Besucher im Jahr, wenngleich dazu keine exakten Zahlen vorliegen.

Erfahren Sie im morgigen Thema des Tages mehr über die meteorologischen Besonderheiten, Statistiken und Rekorde auf dem höchsten Berg des Harzes.

Dipl.-Met. Robert Hausen

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 29.09.2017

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