Im Rahmen eines DWD-Austauschprogramms hatte die Verfasserin des heutigen "Thema des Tages" die Chance, vier Wochen lang den Kollegen des nationalen Wetterdienstes der Schweiz bei ihrer Arbeit über die Schulter zu "luege".
Beim nationalen Wetterdienst der Schweiz MeteoSchweiz arbeiten ca. 350 Mitarbeiter, was im Vergleich zu den ca. 2500 Beschäftigten beim Deutschen Wetterdienst zunächst recht überschaubar klingt. Aber wie heißt es so schön? "Alles ist relativ" - und das trifft wohl auch hier zu, wenn man die ebenfalls recht überschaubare Größe der Schweiz bedenkt, die flächenmäßig noch etwas kleiner ist als Niedersachsen. Von den 350 Mitarbeitern erstellen ca. 40 Prognostiker (so werden die Vorhersage-Meteorologen genannt) Wettervorhersagen und -warnungen für die Schweiz an drei verschiedenen Standorten (Zürich, Genf und Locarno).
Ähnlich wie beim Deutschen Wetterdienst, wo es zweimal täglich Telefonkonferenzen zwischen der Zentrale in Offenbach und den Außenstellen in Hamburg, Potsdam, Leipzig, Essen, Stuttgart und München gibt, um sich bzgl. der erwarteten Wetter- und Warnlage abzusprechen, erfolgen solche Abstimmungsgespräche auch bei MeteoSchweiz. Dabei klingt nach einem "Grüezi" aus Zürich ein "Bonjour" aus Genf und ein "Buongiorno" aus Locarno ins Telefon, denn jeder Prognostiker spricht und schreibt in seiner Sprache. Da (neben Rätoromanisch) Deutsch, Französisch und Italienisch offizielle Landessprachen sind und auch die Homepage www.meteoschweiz.ch auf diesen drei Sprachen (plus Englisch) verfügbar ist, bedeutet das natürlich viel Übersetzungsarbeit: Beispielsweise schreibt der Meteorologe aus Genf den Vorhersagetext für die Westschweiz auf französisch, der anschließend vom Kollegen in Zürich auf deutsch und vom Kollegen in Locarno auf italienisch übersetzt wird.
Grundsätzlich arbeiten die Prognostiker der MeteoSchweiz ähnlich wie wir Meteorologen beim Deutschen Wetterdienst um Vorhersagen zu erstellen, beispielsweise schauen wir auf die gleichen meteorologischen Parameter und benutzen dasselbe meteorologischen Arbeitsplatzsystem NinJo. Es gibt aber auch einen wesentlichen Unterschied: So sind die Meteorologen in Zürich seit ein paar Jahren sowohl für die Aviatik, als auch für die breite Öffentlichkeit zuständig, während das beim Deutschen Wetterdienst zwei getrennte Verantwortungsbereiche sind.
Auch fachlich bzw. meteorologisch gibt es Unterschiede, denn Wetter und Klima in der Schweiz sind stark durch die Alpen bestimmt, die als markante Wetter-/Klimascheide zwischen der Nord- und der Südschweiz wirken. Das mediterrane Klima der Südschweiz unterscheidet sich von dem des Nordens vor allem durch deutlich mildere Winter. Das Hochgebirge schirmt die inneralpinen Täler gegen Niederschlagsaktivitäten sowohl aus Norden als auch aus Süden ab. Neben der auch bei uns typischen Westströmung sind in der Schweiz die Bise sowie Nord- und Südföhn typische Wetterlagen.
Wenn Sie das nächste Mal in unserem schönen Nachbarland sind und wissen möchten, ob Sie sich über Föhn freuen können oder doch eher Gummistiefel und Regenjacke angebracht sind, schauen Sie doch mal in die MeteoSchweiz-App. Die wurde übrigens von derselben Firma wie die WarnWetter-App des DWD entwickelt. Und wer hat's erfunden? Die Schweizer!
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 05.09.2017