Herbstliche Temperaturen und Dauerregen im Süden - Das Thema des Tages beleuchtet heute das Wettergeschehen zum Herbstanfang.
Im Allgemeinen ist der Begriff Pünktlichkeit ja positiv besetzt. Manchmal ist es aber so, dass ein wenig Verspätung durchaus als angenehm empfunden werden kann. Und dies gilt sicher auch für den Herbst, von dem sich viele - wenn auch nicht alle - wünschen, er möge sich bis zu seinem Eintreffen doch bitte viel Zeit lassen.
Doch in diesem Jahr ist der Herbst pünktlich, was ja schon im Thema des Tages am vergangenen Montag angedeutet wurde. Überpünktlich sogar. Rechtzeitig zu seinem meteorologischen Beginn ist die Kaltfront von Tief NEPOMUK vollständig über uns hinweg gezogen und erstreckt sich am heutigen 1.9. von Polen über Tschechien bis nach Österreich. Was nichts anderes bedeutet, als dass wir in Deutschland komplett unter Kaltluft subpolaren Ursprungs liegen.
Wie überpünktlich der Herbst tatsächlich war, zeigt die beigefügte Abbildung. Man sieht den Temperaturverlauf an der Station Trier-Zewen vom vergangenen Dienstag bis in den heutigen Freitag hinein. Einerseits können Sommerfans dabei in Erinnerungen schwelgen, schließlich war der Dienstag noch ein Hitzetag mit Höchstwerten von 31 Grad. Andererseits ging es danach mit den Temperaturmaxima bergab, erst zögerlich, dann kräftig, und in der vergangenen Nacht lagen die Tiefstwerte dann schon bei durchaus herbstlichen 8 Grad.
Herbstlich muten aber nicht nur die Temperaturen an. Auch die dichten Wolken und der Dauerregen im Süden und Südosten haben nichts, woran man sich erwärmen kann. Vom gestrigen Donnerstagabend um 18 Uhr bis heute Morgen um 6 Uhr fielen in Wangen im Allgäu 54 Liter Regen auf den Quadratmeter. Über 40 Liter waren es beispielsweise in Oberstdorf, Leutkirch-Herlazhofen, Immenstadt oder Oberstaufen. Und es soll an den Alpen bis zum Sonntag weiterregen. Da hilft wohl nur ein sommerlich-sonniges Gemüt. Wenngleich der Vollständigkeit halber erwähnt werden muss, dass kräftige Niederschläge an sich nichts typisch herbstliches sind. Denn auch an den Alpen fallen - im klimatologischen Mittel und über das Jahr betrachtet - die höchsten Niederschlagsmengen im Sommer.
Das dürfte in der aktuellen Situation für die Oberschwaben und -bayern kein Trost sein. Eher schon, dass die Gewässer in der Region kräftige Regenfälle gewohnt sind und daher nur lokal Hochwassermeldeschwellen erreicht werden sollen (www.hochwasserzentralen.de). Abflussmildernd wirkt sich dabei auch aus, dass (Sommerfans bitte nicht weiterlesen!!!) in den Hochlagen über 1800 Meter der Niederschlag teilweise sogar als Schnee fällt und somit nicht zum Abfluss kommt.
Das ist sogar schon ein Hauch von Winter. Der wäre dann allerdings wirklich überpünktlich!
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 01.09.2017