Wir schreiben Donnerstag, den 17. August 2017. Mehr als die Hälfte des Monats ist bereits vorbei. Anlass genug, sich den bisherigen Witterungsverlauf unter klimatologischen Gesichtspunkten mal etwas genauer anzuschauen.
Man mag es vielleicht nicht glauben, aber es dauert gar nicht mehr so lange und der Sommer 2017 ist vorbei - zumindest per definitionem. Am 31. des laufenden Monats endet der sogenannte, vom Menschen festgelegte meteorologische Sommer (bestehend aus den Monaten Juni, Juli, August). Ob auch die Atmosphäre dieser künstlichen Einteilung folgen wird und Schlag zum 1. September in den Herbst übergeht, lässt sich heute noch nicht beantworten. Erfahrungswerte sprechen freilich dagegen, man erinnere sich z.B. an den über eine längere Phase hochsommerlichen September des vergangenen Jahres. Da es für eine Bewertung des gesamten Sommers 2017 auch noch etwas zu früh ist, hat sich der Verfasser entschlossen, an dieser Stelle den bisherigen Verlauf des Monats unter klimatologischen Gesichtspunkten unter die Lupe zu nehmen.
Grundlage der nun folgenden Betrachtungen sind Messwerte zahlreicher Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die bis Mittwoch früh (16.08.) registriert wurden. Dabei ergeben sich folgende Erkenntnisse:
Temperatur: Nach knapp der Hälfte des Monats beträgt die aus allen Stationen gemittelte Temperatur 18,0 Grad C, was einer Abweichung gegenüber dem vieljährigen Mittel 1961-90 um +1,6 Grad entspricht. Mit anderen Worten, wir steuern wieder mal und mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen statistisch zu warmen Monat zu, auch wenn das letzte Wort freilich noch nicht gesprochen ist. Um jetzt noch ins Negative abzurutschen, bräuchte es einen nachhaltigen Kälteeinbruch, der auf den vorliegenden Wetterkarten aber nicht zu erkennen ist.
Interessant ist die regionale Verteilung der Abweichungen. Während die Differenzen im Westen und Nordwesten des Landes überwiegend unter +1 Grad liegen (ganz tief im Westen, Herr Grönemeyer, z.B. in Bochum und Duisburg war es bisher sogar um einige Zehntel zu kühl), sind es in Teilen Süd- und Ostdeutschlands mehr als +2 Grad. Heraus sticht dabei die exponierte Zugspitze mit einer positiven Anomalie von satten 3,8 Grad (6,0 vs. 2,2 Grad C), die Gletscherschmelze lässt grüßen. Die höchste Mitteltemperatur wurde übrigens im oberrheinischen Lahr mit 19,0 Grad C registriert, während die höchste Tagestemperatur mit 36,1 Grad C am 1. August im oberbayerischen Reit im Winkl gemessen wurde.
Kommen wir zum Niederschlag: Mit knapp 53 mm im Mittel sind zur Hälfte des Monats bereits zwei Drittel des theoretischen Solls gefallen. Läuft es also wieder auf einen zu nassen Monat hinaus, nachdem der Juli diesbezüglich in einigen Regionen deftige Duftmarken hinterlassen hat? Wie eigentlich fast immer bei diesem Parameter zeigen sich auch heuer z.T. große regionale Unterschiede. Am meisten Regen fiel bisher in Oy-Mittelberg-Petersthal, im Allgäu gelegen. Etwas über 140 Liter pro Quadratmeter (l/qm) weisen die Aufzeichnungen auf, was etwa drei Viertel des Solls entspricht. Nicht ganz so viel hat es zwar im hessischen Neukirchen-Hauptschwenda geregnet, dafür wurde dort bereits jetzt deutlich die 100%-Marke überschritten. Knapp 120 l/qm bedeuten 175% und damit die höchste Abweichung im Deutschlandvergleich. Dass es auch deutlich trockener geht, beweisen einige Orte im Nordosten der Republik. Ganz "dünne" sieht es in Ueckermünde (Mecklenburg-Vorpommern), am Stettiner Haff gelegen, aus. Gerade mal 3,4 l/qm kamen bis Mittwochfrüh vom Himmel, das sind gerade mal 6,5% des Solls. Wer aufs Kopfrechnen verzichten will, ca. 53 l/qm wären normal. Nicht viel besser stehen die Orte Trollenhagen (MV) und das brandenburgische Grünow da, wo ebenfalls nur einstellige Regenmengen in die Messtöpfe fielen (7,0 und 8,7 l/qm bzw. knapp 13 und 17%).
Kommen wir abschließend noch zum Sonnenschein, einem insbesondere im Sommer nicht ganz unwichtigen Parameter. Betrachtet auf ganz Deutschland befinden wir uns mit rund 45% des Solls in etwa "auf Kurs". Ähnlich wie beim Niederschlag offenbaren sich aber auch hier größere Differenzen. Ganz oben auf der Liste der bisher gemessenen Sonnenstunden steht fast erwartungsgemäß, da in einer der sonnenscheinreichsten Regionen Deutschlands gelegen, die kleine Ostseeinsel Greifswalder Oie (unweit von Usedom und gerne auch das "Helgoland der Ostsee" genannt). Gut 125 Stunden stehen dort zu Buche, das ist etwas mehr als die Hälfte des Erwartungswertes. Schlusslicht in dieser Rubrik ist das sich im Westerwald befindliche Montabaur, wo man mit gerade mal 41,3 Stunden (nur 23%) zumindest bisher weitgehend sonnenbrandfrei über den August gekommen sein sollte. Da geht noch was, liebe Westerwälder.
Allerdings, und damit wagen wir abschließend noch einen kurzen Blick in die nahe Zukunft, wird es in den nächsten Tagen incl. Wochenende schwer, die Sonnenscheinbilanz substanziell aufzubessern - nicht nur im Westerwald. Atlantische Tiefs und deren Ausläufer nehmen das Heft des Handelns in die Hand. Dabei kommt es immer wieder mal mehr, mal weniger zu Regenfällen und Schauern, auch Gewitter stehen auf der Karte. Besonders "dicke" trifft es ab der Nacht zum Samstag die Alpen und Teile des Vorlands, wo es länger andauernd und ergiebig regnen wird. Die Sonne macht sich bei solchen Wetterlagen naturgemäß rar, und auch temperaturmäßig schlägt das Pendel eindeutig nach unten aus. Gerade mal 17 bis 23 Grad C (bei Dauerregen an den Alpen eher noch weniger) sind am Wochenende zu erwarten, dazu teils einstellige Nachtwerte. Aber wie formulierte es eine Kollegin vor wenigen Tagen an dieser Stelle als Trost für alle, die diesen Aussichten nichts abgewinnen können. "Auf Regen folgt Sonnenschein", und das wahrscheinlich schon am kommenden Montag, wenn das nächste Hoch in den Startlöchern steht.
Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 17.08.2017