Thema des Tages: Die Hundstage


Datum 21.07.2017



Vielen sind die "Hundstage" ein Begriff für die heißesten Tage des Jahres. Woher dieser Ausdruck kommt und warum sie heutzutage eigentlich "Löwentage" heißen müssten, erfahren Sie im Thema des Tages.

Am kommenden Sonntag beginnen sie: die Hundstage. Umgangssprachlich bezeichnet man in vielen Ländern Europas die heißen Tage in der Zeit vom 23. Juli bis 23. August als "Hundstage". Namensgebend ist dabei nicht der vierbeinige Freund des Menschen, sondern das Sternbild "Großer Hund", dessen hellster Stern der Sirius ist. Wie kommt man aber nun vom Sternbild auf das Wetter? Um das zu klären, müssen wir etwa 6000 Jahre in der Zeit zurück reisen.

Die alten Ägypter erkannten, dass das Anschwellen des Nils mit der Bewegung der Sonne über den Äquator nach Norden zusammenhing. Mit dem Sonnenstand wandert auch die sogenannte innertropische Konvergenzzone (ITCZ, siehe DWD-Wetterlexikon) nach Norden. Damit beginnt am Oberlauf des Nils die Regenzeit. In heutigen politischen Grenzen gehören im Wesentlichen der Südsudan, Äthiopien, Kenia, Uganda und Tansania zum Einzugsgebiet des längsten Flusses der Erde. Man stellte damals auch fest, dass der Frühaufgang des Sirius mit der Sommersonnenwende und somit mit dem Beginn der fruchtbaren Nilschwemme zusammenfiel. Das war in der damaligen auf Landwirtschaft ausgerichteten Gesellschaft ein äußerst wichtiges Ereignis.

Sowohl die Erdrotation als auch der Umlauf der Erde um die Sonne (Revolution) geschehen gegen den Uhrzeigersinn. Die Erde dreht sich also in West-Ost-Richtung - die Sonne geht im Osten auf. In gleicher Weise wandert die Position der Erde auf der Ekliptik (Sonnenbahn-Ebene) nach Osten. Aus diesem Grund gehen die im Jahresverlauf immer wieder neu erscheinenden Sterne und Sternbilder zuerst morgens auf. Man spricht dann auch vom "heliakischen Aufgang". Sie werden zunächst in der Morgendämmerung sichtbar, dann von Tag zu Tag etwas früher in die Nacht hinein verschoben. Es dauert einen ganzen Monat, bis alle Sterne des Großen Hundes sichtbar sind.

Obschon der Frühaufgang von Sirius bei den Ägyptern ein positives Ansehen genoss, hatte er etwas weiter nördlich in Mesopotamien ein ganz anderes Image: Denn während das damalige Oberägypten im Sommer im Einflussbereich der ITCZ lag, wurde das Zweistromland durch den ebenfalls nach Norden wandernden subtropischen Hochdruckgürtel von Hitze und Dürre heimgesucht. Entsprechend wurde Sirius, der bei den Sumerern Kaksisa hieß, als böser Gott angesehen, der es nicht regnen ließ. Dazu passte es auch, dass die Regenzeit einsetzte, nachdem Sirius vom Nachthimmel verschwunden war. Entsprechend schufen sie sich für diese Zeit die Sternbilder Ziegenfisch, Wassermann und Fische. Diese Regenzeit hängt mit einer Südverlagerung der Frontalzone im Nordwinter zusammen.

Die Griechen übernahmen den Hund in ihren Götter- und Sternenkult. Ab dem Jahr 432 v. Chr. begann alle 19 Jahre das Kalenderjahr mit dem Frühaufgang des Sirius. Allerdings fiel der heliakische Aufgang zu dieser Zeit schon nicht mehr auf den 21. Juni, sondern hatte sich um knapp einen Monat nach hinten auf den 19. Juli verschoben.

Die Ursache dafür ist die Kreiselbewegung der Erdachse auf ihrer Ekliptik. Dieses Phänomen nennt man "Präzession". Es handelt sich dabei um eine Achsenkreiselbewegung mit dem Neigungswinkel der Erdachse von 23,44° gegen die Himmelsachse. Diese Bewegung verläuft im Uhrzeigersinn, also der Revolution entgegengerichtet. Daher kommt es zu einer Rückverlagerung des Punktes der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche auf der Erdbahn und somit zu einer "Frühlingsverfrühung". Etwa alle 25700 bis 25800 Jahre hat der sogenannte Frühlingspunkt dann alle Tierkreiszeichen durchwandert. Die Folge dieser Bewegung ist, dass alle Sterne und Sternbilder etwa alle 2150 Jahre um ein Tierkreiszeichen gegenüber dem Frühlingspunkt vorrücken. Die Sonne steht also alle 2150 Jahre einen Monat später im selben Sternbild.

Nun könnte man nachrechnen und zu dem Schluss kommen, dass zwischen ägyptischem und griechischem Kalender doch ungefähr 3000 Jahre liegen und somit der Sirius-Frühaufgang bei den alten Griechen etwa eineinhalb Monate statt nur einem Monat später liegen müsste. Diese Differenz lässt sich zum einem damit erklären, dass sich die Neigung der Erdachse gegenüber der Ekliptik ebenfalls ändert. Zum anderen sind Fixsterne wie Sirius trotz ihres Namens keine hundertprozentig festen Sterne und bilden im Laufe der Zeit völlig neue Sternbilder.

Die heißeste Zeit des Jahres in Griechenland lag vor nunmehr fast 2500 Jahren und liegt auch noch heute im Mittel im Zeitraum von Mitte Juli bis Mitte August. Dann ist zwar der Sonnenhöchststand schon um einen Monat überschritten, jedoch hängt die Meteorologie der Astronomie aus energetischen Gründen etwas hinterher. So konnten die alten Griechen also den Beginn der Hitzeperiode mit dem Frühaufgang von Sirius im Sternbild des Großen Hundes in Verbindung bringen. Dass die Griechen diese nicht gerade schätzten, kommt auch schon im griechischen Ursprung des Namens Sirius (Seirios) zum Tragen, was man mit "gleißend heiß" übersetzen könnte.

Auch wenn seit dieser Zeit viele Jahre ins Land gegangen sind, hat sich die Bezeichnung "Hundstage" für die heißesten Tage in vielen Gegenden Europas bis heute gehalten. Jedoch hat sich der Frühaufgang von Sirius und der anderen Sterne des Großen Hundes aufgrund der Präzession inzwischen weiter nach hinten verlagert. So kann man diesen in Griechenland heutzutage am Morgenhimmel um den 10. August herum beobachten, in Deutschland je nach geografischer Lage sogar erst Ende August/Anfang September. Die größte Hitze ist da aber in der Regel schon vorbei und der Herbst steht so langsam vor der Tür. Vielmehr steht die Sonne während der Hundstage heutzutage im Tierkreiszeichen Löwe, weswegen sie eigentlich "Löwentage" heißen müssten.

Für den Zeitraum vom 28. Juli bis 7. August - also genau während der Hundstage - weisen die Klimastatistiken für Mitteleuropa oftmals eine Südwestwetterlage aus. Die dabei aus dem Mittelmeerraum herangeführten Luftmassen sind zwar auch als warm bis heiß zu charakterisieren, jedoch neigen sie weniger zu Dürre, sondern vielmehr zur Gewitterbildung.

M.Sc. Met. Stefan Bach

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 21.07.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst




DWD Thema des Tages Grafik