Wer kennt sie nicht, Nächte, in denen hohe Temperaturen einem den Schlaf rauben? Im Thema des Tages vom heutigen Dienstag widmen wir uns den mithin wärmsten Nächten des Jahres, den sogenannten "Tropennächten". Wir werfen einen Blick auf die kommenden Tage, oder besser gesagt Nächte, aber auch auf die langfristige, also klimatologische Entwicklung dieser Kennzahl.
Zum Einstieg in die Thematik bietet sich die Definition einer Tropennacht an: Dabei darf die Temperatur in dem Zeitraum von 18 Uhr UTC bis 6 Uhr UTC des Folgetages (während der mitteleuropäischen Sommerzeit also von 20 Uhr abends bis 8 Uhr des nächsten Morgen) nicht unter 20 Grad Celsius sinken.
Derlei schweißtreibende Nächte bilden im aktuellen Klima Deutschlands noch eine Ausnahme. An den meisten DWD-Stationen gibt es im Mittel weniger als eine Tropennacht pro Jahr (siehe linke Seite Grafik unter http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/7/18.html). An einzelnen sehr günstig - manche mögen auch ungünstig sagen - gelegenen Stationen werden 2 bis 3 jährliche Tropennächte registriert. Den Spitzenplatz hält die Station Heidelberg mit durchschnittlich 3,3 Tropennächten pro Jahr (vieljähriges Mittel für die Periode 1961 - 1990). Dass dieses Mittel nur noch begrenzt Aussagekraft hat, zeigt der Vergleich mit dem 20 Jahre jüngeren Klimamittel von 1981 - 2010. In diesem Zeitraum wurden dort durchschnittlich bereits 4,5 Tropennächte beobachtet.
Doch gerade in den vergangenen Jahren gab es einige Sommer, die deutlich mehr als nur ein paar Tropennächte zu Stande brachten. Vielen wird noch der Sommer des Jahres 2003 in Erinnerung sein. In den besonders warmen Regionen im Südwesten Deutschlands gab es gebietsweise mehr als 10 Tropennächte. In Kehl bei Straßburg am Oberrhein waren es derer sogar 21 und in Frankfurt an der Station Main-Westend immerhin noch 12.
Die derzeitige kurze Hitzewelle im Südwesten Deutschlands sorgt zwar tagsüber für Höchsttemperaturen von bis zu 35 Grad, die Nächte verschaffen jedoch meist eine gewisse Erholung mit Tiefstwerten verbreitet unter der 20-Grad-Schwelle. Nur lokal wird es für eine, vielleicht auch zwei Tropennächte reichen. Am prädestiniertesten ist hierfür die Nacht zum Donnerstag. In den Ballungsräumen entlang von Rhein und Neckar kann die bisherige Sommerbilanz bezüglich dieser Kennzahl dann etwas "aufgebessert" werden.
Mit der fortschreitenden Erwärmung des Klimas werden solch schweißtreibenden Nächte in Zukunft immer wahrscheinlicher. Für das Ende des Jahrhunderts, genauer gesagt für den 30-Jahreszeitraum von 2071 bis 2100 werden von Klimamodellen im Mittel (50. Perzentil; Erklärung für Perzentile siehe https://youtu.be/h4Za6FhaPgA) im Norden 2 bis 7 und im Süden 5 bis 15 zusätzliche Tropennächte im Vergleich zum Mittel der Jahre 1961 bis 1990 simuliert (siehe rechte Seite Grafik). Einige Modellberechnungen zeigen sogar bis zu 30 zusätzliche Tropennächte, siehe dazu das 85. Perzentil. Grundlage für die Berechnungen ist hierbei das A1B Szenario, das eine ausgewogene Nutzung aller Energiequellen annimmt. Die Grafik entstammt dem Klimaatlas, zu finden unter: http://www.dwd.de/klimaatlas
Dort finden Sie auch weitere Grafiken zu verschiedenen Parametern bzw. Kennzahlen.
MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 18.07.2017