Unbeständig und kühl präsentiert sich der Sommer in diesen Tagen. Dazu weht der Wind teilweise ruppig über das Land. Urlauber sieht man häufiger mit Regenmantel oder Schirm als mit Badehose oder Bikini. Gibt es mittelfristig Hoffnung auf Sommerwärme und Sonne?
Das derzeit wenig sommerliche Wetter wird von einer recht kräftigen westlichen bis nordwestlichen Grundströmung dominiert, die mäßig warme Meeresluft vom Atlantik und der Nordsee nach Deutschland schiebt. Verantwortlich dafür ist die aktuelle Luftdruckverteilung über Europa.
Während sich vom Atlantik bis nach Mitteleuropa das Azorenhoch ausbreitet und im östlichen Bereich, etwa über Süddeutschland, mit dem Hoch "Hanna" einen Schwerpunkt hat, herrscht von Neufundland über die Britischen Inseln hinweg bis nach Nordskandinavien tiefer Luftdruck vor. Das steuernde Zentraltief "Yigit" liegt dabei über Island und dirigiert seine Randtiefs auf einer südlicheren Bahn. Eines davon liegt am heutigen Samstag beispielsweise im Seegebiet vor Nordirland (vgl. Abb. 1).
Die angesprochenen Tiefdruckgebiete kommen jedoch nicht alleine daher, sondern ziehen Frontensysteme mit sich, die auch Deutschland erreichen und neben dicken Wolken auch Niederschläge im Gepäck haben. Da der Süden jedoch weiter von dem Azorenhochableger "Hanna" profitiert und die Wolken weitgehend auf Abstand hält, sind zunächst nur die Regionen etwa nördlich des Mains im Visier der Tiefausläufer. Einhergehend setzt sich dort auch das unbeständige und bei Werten um 20 Grad verhältnismäßig kühle Sommerwetter fort.
Im Süden und Südwesten können dagegen schon ab dem morgigen Sonntag bei längerem Sonnenschein sommertaugliche Höchstwerte zwischen 23 und 27 Grad genossen werden.
Da sich die Luftmassengrenze des kleinen Randtiefs, welches sich vom Seegebiet vor Nordirland über Norwegen bis nach Finnland verlagert, sehr hartnäckig über der Mitte Deutschlands hält und sich erst im Laufe der kommenden Woche langsam wieder nach Norden bewegt, dauert es auch bis Mittwoch, bis die Sommerwärme mit Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad auch den Norden flutet (vgl. Abb. 2). Im Süden wird es dann bei Werten bis 34 Grad schon wieder hochsommerlich heiß (vgl. Abb. 3).
Nach derzeitigem Stand bleibt diese starke Erwärmung zur Wochenmitte auch nicht ohne Folgen. Denn vor allem im Westen und Süden sollen sich die Wolken hoch auftürmen und nachfolgend heftige Gewitter bringen. Zunächst ist dies von der Nordsee bis zu den Alpen der Fall. Der Osten und Südosten bleibt wohl noch verschont und kann auch am Donnerstag bei anfangs viel Sonnenschein noch mit heißen Temperaturen über 30 Grad aufwarten. Zwar zeigen nahezu alle gängigen Modelle der führenden nationalen Wetterdienste das beschriebene Szenario, doch sind bei einer mittelfristigen Vorhersage von bis zu 5 Tagen immer gewisse Unsicherheiten vorhanden.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 15.07.2017