Schweißtreibende subtropische Luft hat gestern am Donnerstag in der Mitte und im Süden von Deutschland regional für heftige Gewitter gesorgt. Im heutigen Thema des Tages ziehen wir Bilanz und werfen einen Blick auf die aktuelle Gewitterlage sowie die anhaltend hohe Wärmebelastung im Süden.
Entlang beziehungsweise knapp südlich einer Luftmassengrenze über der Mitte Deutschlands bildeten sich gestern Nachmittag einige Gewitter, die teils kräftig ausfielen. Insbesondere die Gebiete von Taunus und Rheinhessen ostwärts bis nach Unterfranken wurden wiederholt von Gewittern getroffen, sodass sich dort die größten Niederschlagssummen ergaben. Die Spitzenreiter bezüglich des Niederschlags bis heute Vormittag 8 Uhr heißen Nassau (RP) und Michelstadt (HE) mit jeweils 40 Litern pro Quadratmeter (l/qm) und damit knapp zwei Drittel der üblichen Regenmenge eines Julimonats. Auf den weiteren Plätzen folgen Sprendlingen (RP) und Waldems-Reinborn (HE) mit 37, respektive 34 l/qm. Ein Großteil des Niederschlags fiel dabei, wie bei Gewittern üblich, in kurzer Zeit. Sprendlingen beispielsweise verzeichnete 28 l/qm in nur einer Stunde. Vollgelaufene Keller waren teilweise die Folge.
Starkniederschläge waren bei Weitem aber nicht die einzigen Begleiterscheinungen der Gewitter. Vor allem am Nachmittag gab es im Westen, genauer gesagt im Süden Nordrhein-Westfalens sowie in Rheinland-Pfalz hochreichende Gewitter, die großkörnigen Hagel produzierten. Nicht verwunderlich sind entsprechende Meldungen aus Aachen, Bonn und Euskirchen von Hagel mit 2 cm Durchmesser. Vom Ostrand der Eifel gibt es sogar Meldungen von "Hagelkörnern" mit bis zu 4 cm Durchmesser. Solche Geschosse können Geschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometer pro Stunde erreichen.
Die vielleicht schadensträchtigste Begleiterscheinung waren aber nicht Niederschläge in flüssiger oder fester Form, sondern Sturmböen, teils sogar schwere Sturmböen. Im Sommerhalbjahr bieten die belaubten Bäume, anders als im Winter, dem Wind eine große Angriffsfläche. Dementsprechend stürzen diese viel eher um mit den entsprechenden Folgen. Im Kreis Gießen und im Raum Limburg beispielsweise sorgten Bäume auf Bahngleisen und in den Oberleitungen für Streckensperrungen. Im Folgenden ein Auszug der stärksten gemessenen Böen: in Nürnberg wurden 85 km/h (Bft 9) registriert, Spitzenreiter war Deuselbach in Rheinland-Pfalz mit 93 km/h (Bft 10). Die Schäden im Raum Gießen lassen sich durch die gemessenen 81 km/h (Bft 9) an der Wetterstation nachvollziehen.
Am heutigen Freitag bleiben uns Tiefdruckeinfluss sowie warme und sehr feuchte Luftmassen erhalten. Wenig überraschend stehen damit erneut teils kräftige Gewitter auf der Tagesordnung. Diese treten schwerpunktmäßig zum einen in einem Streifen von Südniedersachsen bis zum Erzgebirge und zum anderen in Süddeutschland ausgehend vom Bergland gehäuft auf. Lokal können diese erneut unwetterartig mit größerem Hagel und heftigem Starkregen ausfallen. Auch Sturmböen sind örtlich wieder mit von der Partie. Nach einem meist ruhigen Samstag nehmen am Sonntag Gewitteraktivität und Unwettergefahr von Süden her wieder großräumig zu. Das Thema bleibt also erstmal auf der Agenda.
Nicht unerwähnt bleiben soll die hohe Wärmebelastung im Südwesten des Landes und in den tieferen Regionen Bayerns. Entsprechende Hitzewarnungen gelten heute und morgen am Samstag, aber auch am Sonntag bleibt es im äußersten Süden noch schwülheiß mit Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke. Entspannung an dieser "Wetterfront" deutet sich für den Montag an, dann sollen die Temperaturen um ein paar Grad sinken, schwülwarm bleibt es aber dennoch. Erst am Dienstag wird die feuchte Luft durch etwas trockenere von Nordwesten her ersetzt.
MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 07.07.2017