Jeden Tag landen etliche tausend Tonnen Plastik in unseren Ozeanen. Dieser Abfall schwimmt in riesigen Strudeln in den Weltmeeren. Dass jeder Mensch unwissend zur "Vermüllung" der Ozeane beiträgt und ob die großen Plastikstrudel auf unseren hochaufgelösten Satellitenbildern sichtbar sind, ist heute Thema des Tages.
Haben Sie gewusst, dass mit der Verwendung zahlreicher Kosmetikprodukte wie Zahncreme, Duschgel oder Peeling täglich kleinste Plastikkügelchen und bei jedem Waschgang Kunstfasern aus unseren Textilien ungeklärt in unsere Abwässer und somit ungehindert über die Flüsse in die Meere gelangen? Auch Kläranlagen schaffen es nicht, die winzigen Textilfasern und Plastikteilchen aufzufangen.
Laut einer Schätzung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) werden pro Jahr 300 Millionen Tonnen Plastik produziert, wovon mehr als 10 Millionen Tonnen als Müll in den Ozeanen, Nahrungsketten und Ökosystemen landen. Das ist vergleichbar mit sechzig vollen Müllwagen, die pro Stunde in alle Weltmeere entleert werden. In verschiedenen wissenschaftlichen Artikeln ist von 15.000 bis 45.000 Plastikteilen die Rede, die inzwischen auf jedem Quadratkilometer der Wasseroberfläche der Ozeane treiben.
Der wohl bekannteste Müllstrudel ist der sogenannte "Great Pacific Garbage Patch" im Pazifik, der sich aufgrund von Ozeanströmungen gebildet hat. Dieser Plastikstrudel ist in der Fläche mit Mitteleuropa vergleichbar. Somit müssten wir Meteorologen eigentlich in der Lage sein, diese riesigen Ansammlungen von Abfall auf den hochaufgelösten Satellitenbildern ausfindig zu machen, um so die "Vermüllung" der Meere zu verdeutlichen. Warum aber der Müll nicht vom Weltall aus sichtbar ist, ist einfach zu erklären. Der Müllstrudel ist nicht mit einer Insel von Plastikmüll und anderen Abfällen vergleichbar. Die Teilchen werden kontinuierlich durch Wind- und Wellenbewegungen im Wasser durchmischt. Zwar gibt es in der Umgebung des Strudels höhere Konzentrationen von Plastik oder es schwimmen Relikte herrenloser Fischernetze an der Wasseroberfläche, jedoch besteht der "Garbage Patch" aus so winzigen Teilchen, dass sie auf den ersten Blick nicht wahrgenommen werden können. Zudem sinken etwa 70% der Abfälle mit der Zeit auf den Meeresgrund.
Wenn aber der Kunststoff teilweise so klein ist, dass er kaum sichtbar ist, warum ist er dann in den Ozeanen und für die Umwelt so gefährlich? Durch die Wechselwirkung von Salzwasser und UV-Strahlung sowie durch Reibung zerfällt das Plastik sehr langsam in kleine Bruchstücke und gibt dabei Giftstoffe an die Umgebung ab. Bis zur völligen Zersetzung von Plastik vergehen 350 bis 400 Jahre. Viele Tiere sterben durch verlorengegangene Fischereiausrüstung, in der sie sich verfangen, oder verschluckten Müll, den sie nicht verdauen können. Darüber hinaus können Mikropartikel und die freigewordenen Giftstoffe über die Meeresbewohner auch in unsere Nahrungskette und in den menschlichen Organismus gelangen. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass solche Gifte in den atmosphärischen Wasserkreislauf geraten und sich mit dem ausfallenden Niederschlag weiter in der Umwelt verbreiten.
Zur Rettung der Meere kann jeder Mensch entscheidend etwas beitragen, indem Müll recycelt oder ordnungsgemäß entsorgt wird, Plastikverpackungen so gut es geht vermieden und bspw. Plastiktüten durch Stoffbeutel ersetzt oder zumindest mehrfach genutzt werden.
Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 23.05.2017