Wie sich das Klima unserer Vorfahren unterbewusst bei uns eingeprägt hat und unser alltägliches Leben beeinflusst, erfahren Sie im heutigen Thema des Tages.
Was haben Schuhe mit Wetter zu tun? Klar, je nach Witterung wählt man das passende Paar aus: Bei Sonnenschein im Sommer werden die Sandalen aus dem Schuhschrank geholt, bei Schnee und Frost die dicken Winterstiefel und wenn es schüttet wie aus Kübeln kommen auch schon mal die Gummistiefel zum Einsatz.
Aber es gibt noch mehr Parallelen, die viel weiter, sehr viel weiter in die Vergangenheit zurückgehen. Nämlich bis zu der Zeit, als die Schuhe erfunden wurden. Irgendwann kamen unsere Vorfahren in Afrika auf die Idee, sich mit Blättern, Rinde oder Fellen unter den Füßen vor spitzen Steinen, piksenden Pflanzen oder giftigen Tiere zu schützen. Die Schuhträger waren damit gegenüber denen, die noch barfuß liefen, deutlich im Vorteil. Die Mitnahme des "vertrauten Bodens" hat sich in der Evolution des Menschen folglich durchgesetzt.
Während unserer Urzeit in Afrika, als die Geburtsstunde des Schuhwerks schlug, wurde auch der Grundstein für unser sogenanntes "Urwetter" gelegt: Sonniges, trockenes, schwachwindiges Wetter mit 23 bis 25 °C. Klingt perfekt? Finden über 90% der Befragten einer Umfrage (durchgeführt vom Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation im Jahre 2010) auch und gaben an, ebensolches Wetter als "ideal" zu empfinden. Ohne Bekleidung kann es gerne auch noch drei bis fünf Grad wärmer sein. Und genau das entspricht dem bevorzugten Wetter unserer (relativ unbekleideten) Vorfahren aus Afrika.
Dieses "Urwetter" steckt gewissermaßen immer noch in uns, sodass sich die meisten von uns nach 23-25 °C warmen, sonnigen und trockenen Wetter sehnen. Bläst der Wind zu stark ins Gesicht, empfinden wir das meist als unangenehm. Zu hohe Temperaturen werden als anstrengend wahrgenommen, zu niedrige sind für den Körper ebenfalls belastend.
Und so kommt es, dass wir die Wohnungs- und Büroräume, unser Auto und überall wo es möglich ist die Temperatur auf 23-25 °C regeln. Wir nehmen quasi unser Lieblings-, also unser "Urwetter" immer und überall (zumindest wenn es geht) mit. Oder um es (wie im Buch "Klimafakten") mit einem Anglizismus auszudrücken und wieder auf die Schuhe zurückzukommen: Wir haben uns ein "weather to go" geschaffen.
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 21.04.2017