Meteorologisch, phänologisch, astronomisch ... es gibt viele Definitionen des Frühlingsbeginns. Doch wann bezeichnet man das Wetter als "frühlingshaft"?
Es wird viel über den Frühling erzählt und geschrieben in diesen Tagen. Kein Wunder, besteht doch gleich mehrfach die Möglichkeit, dessen Beginn zu "feiern". Während der meteorologische Frühlingsbeginn bereits am 1. März stattfand, gesellt sich nun vielerorts mit Beginn der Forsythien-Blüte der phänologische "Erstfrühling" dazu. Mit dem heutigen Montag, um genau zu sein um 11:29 Uhr, startet der Frühling nun auch astronomisch bzw. kalendarisch durch (wir berichteten gestern an dieser Stelle: http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/3/19.html).
Doch sind wir doch mal ehrlich, letztendlich verbindet jeder von uns mit Frühling ein ganz bestimmtes "Gefühl", das mitunter ganz wesentlich in Verbindung mit einer bestimmten Witterung stehen kann. Wie immer beim Wetter ist dessen Bewertung aber rein subjektiv. So stellt sich wohl auch jeder etwas anderes unter frühlingshaftem Wetter vor. Den einen erschleichen "Frühlingsgefühle" erst bei "Vollgasfrühlingswetter" mit purem Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 20 Grad, bei dem man nicht nur die Jacke an den Haken hängt, sondern fast schon an die Freibadsaison denken könnte. Viele geben sich sicherlich aber auch mit (viel) weniger zufrieden und tragen damit der Tatsache Rechnung, dass das "berüchtigte", wechselhafte Aprilwetter seit jeher eine prägende Facette des mitteleuropäischen Frühlingswetters darstellt.
Auch wir (Medien-)Meteorologen müssen zwangsläufig der Frage nachgehen, ob man die Wetteraussichten nun als "frühlingshaft" verkaufen kann oder doch lieber nicht, auch weil man das - verständlicherweise - von Medienseite verlangt. Dies kann sich mitunter als recht undankbare Aufgabe herausstellen. Was nicht verwunderlich ist, denn es existiert z. B. keine gängige, objektive Definition eines "Frühlingstages", also eines Pendants zum Sommertag mit Temperaturen von mindestens 25 Grad, womit wir wieder knallhart auf die Ebene der subjektiven Wahrnehmung zurückgeholt werden.
Vollgasfrühlingswetter, Hochglanzfrühlingswetter oder wie auch immer man das pure, störungsfreie und warme Frühlingswetter bezeichnen möchte, bleibt in den kommenden Tagen aus - zumindest in Deutschland. Es geht bis Ende der Woche wechselhaft weiter, wobei die Niederschlagsneigung ab Wochenmitte von Norden her abnimmt und sich die Sonne dann öfter mal zeigen kann. Dabei gehen die Temperaturen mit Durchzug einer Kaltfront zum Mittwoch allerdings vorübergehend etwas zurück, nachts droht gebietsweise Boden- und Luftfrost. Tagsüber bleibt es bei überwiegend zweistelligen Temperaturmaxima aber verhältnismäßig mild. Das reicht Ihnen nicht? Dann ab ans Mittelmeer! Vor allem im östlichen Mittelmeerraum läuft der Frühling zur Höchstform auf. Im Wochenverlauf stellt sich dort sonniges und mit Temperaturen vielfach zwischen 20 und 25 Grad auch sehr warmes Wetter ein.
Doch egal, ob Sonne und Wärme oder Regen, Schnee und Frost - zumindest die Frühlingsgefühle müssen keine Frage des Wetters sein.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 20.03.2017