Am morgigen Donnerstag beginnt die Straßenfastnacht. Dabei müssen sich die Närrinnen und Narrhalesen auf sehr stürmisches Regenwetter einstellen. Im Freien ist daher Vorsicht geboten!
Im gestrigen Thema des Tages wurde bereits angedeutet, dass uns nicht nur zum Höhepunkt der Fastnacht, sondern auch beim Wetter "tolle Tage" bevorstehen. Dabei spielt neben dem Niederschlag insbesondere der Wind eine wichtige Rolle, wobei das Maximum der Windentwicklung am morgigen Tag der Weiberfastnacht bzw. des sog. "Schmotzigen Donnerstags" erreicht wird.
Die deutliche Windzunahme bringt uns Tief "Thomas", das sich am heutigen Mittwoch noch relativ unscheinbar westlich von Irland befindet. Es wird in den nächsten Stunden rasch unter kräftiger Intensivierung Großbritannien und die Nordsee überqueren, sich im Laufe des Donnerstags als ausgewachsenes Sturmtief über den Norden Deutschlands hinweg ostwärts verlagern und in der Nacht zum Freitag Richtung Polen abziehen.
Dass uns am morgigen Donnerstag eine Sturm-, in Teilen sogar eine Orkanlage erwartet, ist schon vor einigen Tagen absehbar gewesen und wurde an dieser Stelle und über die Sozialen Medien bereits kommuniziert. Die Vorhersage der genauen Zugbahn des Tiefs und der damit einhergehenden Windentwicklung gestaltet sich aber nach wie vor schwierig, denn die uns zur Verfügung stehenden Wettervorhersagemodelle sind sich sowohl bezüglich der Zugbahn als auch der Verlagerungsgeschwindigkeit und Intensität des Tiefs nach wie vor nicht einig. Diese sind aber für die Windvorhersage und damit für die Herausgabe der Wetterwarnungen entscheidend.
Am wahrscheinlichsten ist aus jetziger Sicht, dass Tief "Thomas" mit seinem Kern von der Deutschen Bucht über das nördliche Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern hinweg zieht. Da die stärksten Winde häufig auf der Süd- und Südwestflanke eines Sturmtiefs auftreten, bedeutet das in diesem Fall, dass etwa südlich einer Linie Emsland-Hamburg-Uckermark wiederholt mit Sturmböen (Bft 8 bis 9) gerechnet werden muss, wobei die Windzunahme am Vormittag im Westen und Süden Deutschlands beginnt und sich im Tagesverlauf allmählich ostwärts ausweitet. Dabei kann es insbesondere mit Passage der Kaltfront des Tiefs und auf deren Rückseite am Nachmittag und Abend bis in die tiefen Lagen des Nordwestens und der Mitte schwere Sturmböen (Bft 10), vereinzelt auch orkanartige Böen (Bft 11) geben. In der ersten Nachthälfte zum Freitag muss dann auch im Osten damit gerechnet werden. Auf den Gipfellagen der Mittelgebirge treten den ganzen Tag über diese sehr hohen Windgeschwindigkeiten auf, wobei in exponierten Lagen, wie beispielsweise auf dem Brocken auch Orkanböen (Bft 12) zu erwarten sind. Im Süden ist der Wind - abgesehen vom Bergland - insgesamt etwas schwächer, aber auch dort kommt es zu stürmischen Böen (Bft 8), mit Durchzug der Kaltfront zeitweise auch zu Sturmböen (Bft 9).
Deutlich ruhiger geht es dagegen auf der Nordflanke des Tiefs zu, sodass in Schleswig-Holstein und Teilen Mecklenburg-Vorpommerns kaum etwas von der Sturmentwicklung zu spüren sein wird.
Bezüglich der genauen Windentwicklung ist aber wie bereits erwähnt, noch nicht das letzte Wort gesprochen, sodass die Vorhersagen in den nächsten Stunden ständig präzisiert werden müssen. Diese können Sie dann über die DWD WarnWetter App oder über die DWD Internetseite abrufen.
Zwar finden in der Regel am morgigen Tag noch keine großen Fastnachtsumzüge statt, dennoch wird mit der Weiberfastnacht der Straßenkarneval eingeläutet und somit spielt sich das närrische Treiben vielerorts im Freien ab. Für alle Närrinnen und Narren ist also Vorsicht geboten, bevor der Wind am Freitag wieder nachlässt.
Dabei kommt sicherlich dem einen oder anderen Jecken das letzte Jahr in Erinnerung, als Sturmtief "Ruzica" für die Absage einiger Rosenmontagsumzüge sorgte. In diesem Jahr wird es aber voraussichtlich nicht so turbulent zugehen. Dennoch müssen am Sonntag und Rosenmontag insbesondere im Westen Deutschlands die Aufbauten der Umzugswagen und die Fastnachtskostüme Windböen der Stärke 6 bis 7 Bft aushalten.
Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 22.02.2017