Bisher war es ruhig in den Tropen. Nun schickt sich der tropische Sturm CARLOS bei Madagaskar aber an, zum ersten Wirbelsturm des Jahres 2017 heranzureifen.
Im noch jungen Jahr 2017 gab es bisher nicht allzu viel Grund, über das Wetter in den Tropen zu schreiben - zumindest wenn man auf die Entwicklung tropischer Wirbelstürme abzielen wollte. Denn das Jahr verlief dahingehend noch sehr ruhig: Mit Ausnahme eines eher schwachen Sturms vor der Küste Nordwestaustraliens gab es über tropischen Gewässern nichts dergleichen zu verzeichnen. Seit Anfang Februar kann man nun allerdings eine interessante, durchaus erwähnenswerte Entwicklung über dem Seegebiet zwischen Mauritius, La Reunion und Madagaskar verfolgen. Aus einem Gewitterherd heraus konnte sich dort ein tropischer Sturm ausbilden, der bereits auf den Namen CARLOS getauft wurde. CARLOS hat durchaus Potenzial, noch zum ersten tropischen Wirbelsturm des Jahres heranzureifen - also zu einem Zyklon, wie man tropische Wirbelstürme über dem Indischen Ozean nennt.
Schon Anfang Februar tauchten auf den Wetterkarten verschiedener Computermodelle immer wieder, teils auch sehr intensive Sturmentwicklungen in diesem Bereich auf. Letztendlich scheinen sich die "schlimmsten" Berechnungen aber nicht zu bewahrheiten, denn die Entwicklungsbedingungen waren letztendlich doch nicht so günstig, wie von einigen Wettermodellen angenommen. Immerhin ließen die atmosphärischen Bedingungen die Entstehung des tropischen Sturms CARLOS zu, der zurzeit (Donnerstagmorgen) gut 300 Kilometer südwestlich von La Reunion vor allem an seiner Ostflanke für Sturmböen sorgt (siehe obere Grafik auf www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/2/9.html).
CARLOS verlagert sich in den kommenden Tagen langsam südostwärts, wobei er voraussichtlich schon in der Nacht zum Freitag zur Höchstform aufläuft. Denn zum einen überstreicht er in diesen Stunden sehr warmes Meereswasser mit Oberflächentemperaturen um 30 Grad Celsius, zum anderen ist die Windscherung, also die Änderung des Windes mit der Höhe, eher gering. Diese beiden günstigen Entwicklungsfaktoren könnten dazu beitragen, dass CARLOS tatsächlich Hurrikanstärke erreicht und sich somit "erster tropischer Wirbelsturm des Jahres 2017" nennen darf. Im Bereich des sehr kleinen Windfelds von CARLOS sind dann vorübergehend Böen bis Orkanstärke zu erwarten (siehe untere Grafik auf www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/2/9.html). Nachfolgend läuft CARLOS allerdings in eine Region mit wieder kälteren Meeresoberflächentemperaturen und stärkerer Windscherung, womit eine Abschwächung vorprogrammiert ist.
Eine Bedrohung für bewohntes Land stellt CARLOS indes nicht dar. Er bleibt aller Voraussicht nach über Wasser und wird sich daher als sog. "Fischsturm" seinem unausweichlichen Schicksal ergeben.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 09.02.2017