Eine "Winkelförmige Westwetterlage" dominiert unser Wetter. Dabei wird mit westlicher Strömung zunächst noch relativ milde und wolkenreiche Atlantikluft nach Deutschland geführt, bevor ab Montag sowohl ein mächtiges fennoskandisches Hoch als auch eine schwächere iberische Hochdruckzone in Mitteleuropa für Wetterberuhigung sorgen.
Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese ergeben sich durch weiträumige Luftdruckverteilungen und die daraus resultierenden Strömungsmuster, in Bodennähe sowie auch in den darüber liegenden Luftschichten. Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.
In diesen Tagen dominiert eine "Winkelförmige Westlage" (wissenschaftliche Abkürzung Ww) das Wettergeschehen im nordatlantisch-europäischen Raum. Diese Zirkulationsform ist nach Westen hin weitgehend zonal, d.h. parallel zu den Breitenkreisen ausgeprägt, nach Osten hin eher meridional orientiert. Zwischen einer z.Z. fast den gesamten Nordatlantik und Nordwesteuropa umfassenden Tiefdruckzone und hohem Luftdruck bzw. Geopotential über dem Zentralatlantik und Nordafrika verläuft in der mittleren Troposphäre über Teilen Süd- und Mitteleuropas eine schwach mäandrierende, westliche Höhenströmung. Dabei ist die derzeitige "Winkelwestlage" ziemlich weit nach Süden verschoben und erstreckt sich etwa parallel zum 40. nördlichen Breitengrad, was einer gedachten Linie zwischen Madrid und Istanbul entspricht. Weiter östlich über Finnland, Mittel- und Südrussland liegt ein blockierendes Hochdruckgebiet. Folglich wird die Frontalzone, und damit auch die Strömung nun über Mittel- und Ostmitteleuropa nach Norden abgelenkt.
Westwetterlagen im Allgemeinen, so auch winkelförmige Westlagen, sind typisch für das Klima Mitteleuropas. Während sie im Sommer seltener auftreten, findet man sie im langjährigen statistischen Mittel am häufigsten von November bis Januar. Sie sorgen in Zentraleuropa für unbeständiges Wetter mit Niederschlägen, denn die vom Atlantik herangeführten Luftmassen sind feucht und bewirken im Sommer Abkühlung, im Winter Milderung des Temperaturregimes. Damit erklären sich auch die insgesamt "wenig winterlichen" Temperaturen in Deutschland. In den vom blockierenden Hochdruckgebiet über Osteuropa beherrschten Regionen dagegen tritt ein kontinentaler Wettercharakter zu Tage, d.h. Hitze im Sommer und Kälte im Winter, so herrschen in Mittel- und Nordrussland derzeit Temperaturen zwischen -15 °C und -30 °C.
Unter http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2017/02/04.html finden Sie oben jeweils vom gestrigen 12:00-UTC-Lauf des amerikanischen Vorhersagemodells GFS berechnete Prognosen der geopotentiellen Höhe der 500-hPa-Hauptdruckfläche sowie des Bodenluftdruckes für Sonnabend, den 04.02.2017, 12:00 UTC. Das 500-hPa-Niveau repräsentiert die mittlere Troposphäre, außerdem wurde die relative Topografie zwischen 500 und 1000 hPa dargestellt. Die untere Abbildung zeigt für denselben Termin eine auf dem gestrigen 00:00-Uhr-UTC-Lauf des deutschen Vorhersagemodells ICON basierende, etwa denselben Kartenausschnitt zeigende und mit den Namen der jeweiligen Druckgebilde versehene Bodenwetterkarte.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 04.02.2017
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