Thema des Tages: Wetter-Apps


Datum 28.01.2017



"Wetter-Apps" erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Deren Erstellung und die Ursachen für die nur selten übereinstimmenden Vorhersagen beschreiben wir heute im Thema des Tages.

Der eine oder andere Leser wird sich fragen, was eine "App" überhaupt ist. Allgemein gesprochen handelt es sich um ein Anwendungsprogramm (englisch: "App"lication software). Somit wird deutlich, woher der Begriff "App" kommt. Apps wurden vor allem mit mobilen Empfangsgeräten populär. Mit einer Wetter-App kann man sich beispielsweise, so man eine Internetverbindung und ein Empfangsgerät hat, jederzeit und überall eine Wettervorhersage und je nach App auch weitere meteorologische Informationen anschauen.

"Jeder" kann so eine Anwendung programmieren und sie den Nutzern zur Verfügung stellen. Daher gibt es auch eine große Anzahl von Wetter-Apps. Dumm nur, dass verschiedene Wetter-Apps für die gleiche Region oft unterschiedliche Wettervorhersagen liefern. So ist für den gleichen Ort und Termin je nach App manchmal vom Sonnenschein bis zum Dauerregen alles möglich. Wie kommen solche Unterschiede zustande?

Zunächst einmal behaupten alle Apps, dass diese individuell für den jeweiligen Standort erstellt würden. Da sitzen aber keine 500 Mitarbeiter und warten auf Anfragen, sondern es werden Ergebnisse von Wettervorhersagemodellen als Vorhersage ausgegeben. Wie funktioniert das?

Wettervorhersagemodelle legen ein Netz über die gesamte Erdkugel und berechnen an den Netzknoten das Wetter. Diese liegen etwa 10 km auseinander. Nun sucht ein Rechner zu jedem individuellen Ort den nächstgelegenen Netzknoten und behauptet, dass dies das Wetter für den eingegebenen Ort sei. Das funktioniert in der Ebene ganz gut und bei schauerfreiem Wetter sind die Wetterdaten des Netzknotens für einen genügend großen Bereich repräsentativ. Betrachten wir aber z.B. Garmisch Partenkirchen, so gibt es, ausgehend vom 700 m hoch gelegenen Bahnhof, im Bereich der maximalen möglichen Netzknotenentfernung von ca. 7 km, Höhenlagen zwischen 660 und ca. 2100 m. Eine unbearbeitete Übertragung der Werte des nächstgelegenen Netzknotens könnte hier unter anderem zu Temperaturfehlern von bis zu 14 Grad und den entsprechenden Fehlern bei der Entscheidung, ob Schnee oder Regen fällt, führen. Daher ist, insbesondere in Regionen mit gegliedertem Gelände, zwingend Zusatzarbeit notwendig. Der Umfang dieser Zusatzarbeiten wird aber bei allen Apps, nicht zuletzt auch abhängig vom wirtschaftlichen Ertrag, unterschiedlich sein. Das hat dann logischerweise Auswirkungen auf die Wettervorhersage(qualität) der Apps.

Zudem gibt es verschiedene Vorhersagemodelle, deren Ergebnisse sich immer unterscheiden; je weiter in der Zukunft, meist umso deutlicher. Je nachdem, welches Wettervorhersagemodell benutzt wird, erhält man verschiedene Ergebnisse von den unterschiedlichen Wetter-Apps.

Wir sehen also, je nach benutztem Wettermodell und zusätzlicher Arbeit durch die Fachleute der jeweiligen Firma werden sich die Resultate der Wetter-Apps unterscheiden.

Ob die verschiedenen Rankings der Wetter-Apps, über die man immer wieder mal in der Presse liest, immer repräsentativ sind, wagen wir von hier aus zu bezweifeln. Ein Tipp aus eigener Erfahrung: Lesen Sie sich immer den zur App gehörenden Wetterbericht durch. Dieser ist oft um Längen besser als die (kostenlose) App.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 28.01.2017

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