Das winterliche Hochdruckwetter hat Deutschland seit Tagen im Griff. Frost und Trockenheit sorgen dabei für ein bemerkenswertes Niedrigwasserereignis an den deutschen Flüssen.
Skifahren auf frisch präparierten Pisten, Schneeschuhwandern, Rodeln mit den Kindern - und das alles umgeben von einer durch Schnee und Reif in strahlendes weiß getauchten Landschaft, die im Kontrast zu einem mitunter stahlblauen Himmel ein postkartenwürdiges Motiv abgibt. Selbst die "Wintermuffel" müssen eingestehen, dass die Wetterlage der vergangenen Tage durchaus attraktive Züge zu bieten hatte - zumindest wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort verweilte.
Die Kehrseite der Medaille einer beständigen, winterlichen Hochdruckwetterlage sind allerdings zweifelsohne die nur rudimentär ausfallenden Niederschläge. Schon der Start in den Winter verlief überaus trocken. Gemittelt über die DWD-Wetterstationen fiel im Dezember nur gut ein Drittel (35 %) der sonst auf Grundlage des vieljährigen Mittels üblichen Niederschlagsmenge. Nachdem das Sturmduo AXEL und EGON Anfang Januar für wechselhafteres und vorübergehend niederschlagsreicheres Wetter sorgte, verstärkte sich der Hochdruckeinfluss im Laufe der zweiten Januardekade wieder. Nun, mitten in der letzten Januardekade, machen Tiefausläufer mit Niederschlägen schließlich wieder einen weiten Bogen um Mitteleuropa. Das "Hochdruckbollwerk" scheint fast uneinnehmbar. Wenig überraschend landete im Mittel bisher nur rund die Hälfte (56 %) des Januar-Niederschlagssolls in den "Töpfen" der Messstationen.
Die anhaltende Trockenheit bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Die Pegel an den großen deutschen Flüssen gehen nach vorübergehendem Anstieg Anfang Januar wieder auf Tauchstation. Dabei macht sich nicht nur das Niederschlagsdefizit bemerkbar, sondern zunehmend auch die Frostperiode. Bleiben die Temperaturen nämlich für längere Zeit im Frostbereich, wird zum einen das Wasser der sowieso schon geringen Niederschläge in Schnee gebunden und zum anderen schreitet die Vereisung kleinerer Flüsse und Bäche voran. Dadurch verringert sich der Wasserabfluss zusätzlich, infolgedessen die Pegel großer Flüsse "auf Sinkflug gehen".
Die Pegel in den Flusseinzugsgebieten von Rhein und Donau befinden sich größtenteils im Niedrigwasserbereich, zum Teil sogar nahe den Rekordwerten. So wurde heute Morgen (25.01.) in Düsseldorf beispielsweise ein Wasserstand von nur 75 cm gemessen. Damit fehlen lediglich 35 cm zum niedrigsten jemals dort beobachteten Wert (40 cm am 30.09.2003). Der niedrige Wasserstand beschränkt den Tiefgang und die Ladefähigkeit der Schiffe, auch wenn sich die Auswirkungen auf den Schiffsverkehr durch ausgehobene Schifffahrtsrinnen noch in Grenzen halten. Allerdings sorgen teils starker Eisgang und zugefrorene Häfen mitunter für größere Einschränkungen. Das Bemerkenswerte an der aktuellen Niedrigwasserphase ist, dass sie sich mitten im Winter ereignet. Denn die Jahrestiefststände werden typischerweise im Herbst erreicht, seltener in trocken-heißen Sommern (2003) oder in eisig-kalten Wintern (1962).
Bis zum Wochenende ändert sich am hochdruckdominierten, niederschlagsarmen Wetter wenig. D. h. die Pegel werden weiter sinken und sich den Rekordwerten nähern. Ob diese letztendlich auch erreicht werden, bleibt abzuwarten. Immerhin deuten einige Wettermodelle ein erstes, wenn auch nur zögerliches Übergreifen atlantischer Tiefausläufer mit Niederschlägen zum Monatswechsel an. Ob uns das "Hochdruckbollwerk" den Gefallen tut?*
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 25.01.2017
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