Der Winter hat auch weiterhin große Teile Europas fest im Griff. Aber nicht nur hierzulande gestaltet sich das Wetter winterlich. In den USA "jagt" gerade ein Wintersturm den nächsten. Bei all der herrlichen "weißen Pracht" zeigt sich "Mutter Natur" einmal mehr von ihrer gefährlichen Seite.
In den vergangenen Wochen kam es durch rekordverdächtige Eiseskälte europaweit zu über 60 Kältetoten. Am 7. Januar, an dem das orthodoxe Weihnachtsfest gefeiert wird, zeigte das Thermometer in Moskau eine Temperatur von -29,9 Grad Celsius an, wie sie an diesem Tag seit knapp 30 Jahren nicht mehr gemessen worden waren. Im nordnorwegischen Kautokeino wurden am 04.01. sogar Temperaturen von -42,4 Grad beobachtet.
Nach Tief EGON, dass in der vergangenen Woche ausgerechnet am Freitag, dem 13.01. für Böen bis in den Orkanbereich und besonders für die Berglagen auch so einiges an Schnee sorgte, steht seit dem vergangenen Wochenende in Deutschland wieder zunehmender Hochdruckeinfluss durch Hoch "BRIGITTA" auf dem Programm. Entsprechend blieb die Wetterküche "kalt" und beim servierten Wetter wurde deutlich an Gewürzen gespart. Nur im Norden und Osten Deutschlands floss etwas feuchtere und mildere Meeresluft ein, die dort zeitweise bei örtlichem Sprühregen und Belagstemperaturen unter dem Gefrierpunkt zu Glatteis führte. Sonst blieb es in der gealterten, eisigen Kaltluft bei Temperaturminima teils unter -20 Grad ruhig.
Im Süden Europas geht es in diesem Winter ebenfalls ungewöhnlich winterlich zu. Besonders die Abruzzen, die als nördlichste Region Süditaliens gelten, wurden zu Beginn dieser Woche von massiven Schneefällen heimgesucht (wir berichteten bereits im gestrigen Thema des Tages). In Valle Castellana, etwa 40 km nordwestlich von Farindola, konnten auf einer Höhe von nur 625 Metern um 2,50 m Neuschnee in etwa 48 Stunden verzeichnet werden. Selbst für die Gipfellagen der Alpen sind diese Neuschneemengen in solch kurzer Zeit nur schwer zu erreichen. Am Mittwochabend kam es dann zu einem Lawinenabgang, bei dem ein Hotel nahe Farindola verschüttet und etwa 35 Personen eingeschlossen wurden. Es wird vermutet, dass die Lawine durch mehrere Erdbeben, die diese Region vergleichsweise besonders häufig heimsuchen, ausgelöst wurde. Aufgrund der für die Region außergewöhnlichen Schneemassen wurden Rettungsaktionen deutlich erschwert. Trotzdem gab es am vergangenen Freitag die freudige Nachricht von 9 Überlebenden, die zwischenzeitlich aus den weißen Massen befreit werden konnten, nachdem sie über 40 Stunden lang bei eisiger Kälte eingeschlossen waren. In weiteren Regionen Mittelitaliens sind ebenfalls viele Haushalte bereits seit mehreren Tagen ohne Strom und Heizung oder teilweise sogar komplett von der Außenwelt abgeschnitten.
Aber nicht nur Europa bekommt zurzeit die Launen des Winters zu spüren. Auch in Teilen der USA zeigt sich der Winter von seiner beeindruckenden Seite. Dort sorgte zunächst der Wintersturm JUPITER zu Beginn der letzten Woche an der Westküste für über 30 cm Schnee, was in der Metropolregion um Portland (Oregon) laut dem amerikanischen Wetterdienst seit etwa 22 Jahren nicht mehr beobachtet werden konnte. Auch das Hochgebirge der Sierra Nevada hatte mit heftigem Schneefall von bis zu 2 m in 48 Stunden zu kämpfen. Über eine Woche akkumuliert konnten dort sogar Schneemengen von teils über 3,50 m registriert werden. Im weiteren Verlauf der Woche griff JUPITER auf den zentralen Süden und den Mittleren Westen über. Von Texas über Oklahoma und Kansas bis nach Kentucky und Indiana ging der Schnee auch teilweise in Regen über, der bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes zu extremem Glatteis führte. Im Gegensatz zu dem zwar nicht zu verharmlosenden Glatteis im Norden und Osten Deutschlands, bei dem örtlich "nur" etwa 0,1 bis 0,2 mm Regen gefror, führten die in den USA beobachteten Niederschlagssummen zu einem teils 3 cm dicken Eispanzer. In der Folge kam es nicht nur zu massiven Verkehrsbehinderungen, in einigen Regionen kam es zu Ausfällen im Stromnetz, Äste stürzten auf die Straßen und ganze Bäume brachen unter der Last des Eises zusammen.
Im Verlauf der vergangenen Woche griff dann der nächste Wintersturm namens KORI auf den Westen der USA über und sorgte dort besonders in höheren Lagen für weitere massive Schneefälle. In tieferen Lagen fiel dagegen überwiegend Regen, teils konnte jedoch erneut heftiger gefrierender Regen beobachtet werden. So gab es unter anderem im Bundesstaat Washington Meldungen über einen bis zu 5 cm dicken Eisansatz. Im weiteren Verlauf überquerte KORI die Plains und sorgt aktuell überwiegend in den Südstaaten für teils heftige Gewitter, ab Montag im Nordosten für einen Mix aus Schnee und Regen. Als wäre das Ausmaß dieser beiden Stürme nicht beeindruckend genug, so kam es in den vergangenen beiden Wochen besonders in den Südstaaten zu kräftigen Gewitterzellen. Dabei konnten teilweise sogar einige Tornados beobachtet werden, die mit erheblichen Schäden verbunden waren. Am heutigen Sonntag warnt der amerikanische Wetterdienst erneut in dieser Region vor unwetterartigen Gewittern und einzelnen Tornados.
Die Westküste der USA findet auch weiterhin keine Ruhe. So greift aktuell bereits der nächste pazifische Wintersturm auf die westlichen Bundesstaaten über. Dabei muss erneut in Berglagen mit starkem Schneefall, in tieferen Lagen mit Regen gerechnet werden. Durch die hohen Niederschlagssummen besteht besonders im von Waldbränden vergangenen Sommer heimgesuchten südlichen Kalifornien die Gefahr von Überschwemmungen und Schlammlawinen. Im weiteren Verlauf wird auch dieser Sturm, dessen Niederschlag teils als Schnee, teils als Regen niedergehen wird, die USA von den Plains über den Mittleren Westen und die Great Lakes hinweg überqueren.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 22.01.2017
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